Seehr geehrter Hr. Bauer, wie stehen sie zur aktuellen Debatte zur Impfpflicht?
Halten sie diese für verfassungsgemäß, notwendig und umsetztbar? Wenn ja, unter welchen Bedingungen?
Sehr geehrter Herr B.,
eigentlich antworte ich nicht auf Fragen, die mir über abgeordenetenwatch.de gestellt werden. Ich brauche keine Plattform für Fragen oder für Lob oder Tadel. Ich bin auf unterschiedlichen Kanälen persönlich und direkt ansprechbar. Das ist für mich als direkt gewählter Wahlkreisabgeordneter eine Selbstverständlichkeit.
Dennoch möchte ich Ihnen auf diese wichtige Frage eine Rückmeldung geben. Niemand kann vorhersagen, ob eine COVID-19-Erkrankung mild oder schwer verläuft. Am besten ist es daher, eine Infektion ganz zu vermeiden und sich gegen das Virus SARS-CoV-2 impfen zu lassen. Dafür stehen in Deutschland verschiedene Impfstoffe zur Verfügung, die nachweislich vor schweren Krankheitsverläufen und den bislang bekannten Virusvarianten schützen. Modellrechnungen des Robert Koch-Instituts zufolge haben Impfungen bereits rund 76.600 stationäre, etwa 19.600 intensivmedizinische Fälle und mehr als 38.300 Sterbefälle verhindert.
Nicht nur ältere und vorerkrankte Menschen können schwer an COVID-19 erkranken. Auch bei Jüngeren können schlimme Krankheitsverläufe und Langzeitfolgen wie schwere Erschöpfungszustände, anhaltende Atemnot oder neurologische Schäden („Long-Covid“) auftreten. Einer Schätzung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zufolge leidet jede zehnte erkrankte Person an Spätfolgen einer COVID-19-Erkrankung. Aktuelle Studiendaten deuten außerdem darauf hin, dass eine Infektion mit dem Coronavirus bei ungeimpften Schwangeren häufiger schwerer verläuft als bei anderen Infizierten. An COVID-19 erkrankte Schwangere müssen mit höherer Wahrscheinlichkeit im Krankenhaus intensivmedizinisch behandelt werden. Etwa eine von zehn schwangeren Frauen, die mit COVID-19-Symptomen aufgenommen wird, benötigt eine intensivmedizinische Behandlung.
Die Corona-Impfung schützt nicht nur die eigene Gesundheit. Sie reduziert auch das Risiko, das Coronavirus auf andere zu übertragen. Dadurch werden auch Menschen geschützt, die sich nicht impfen lassen können oder bei denen der Impfschutz vermindert sein kann – zum Beispiel Personen mit Immundefizienz.
Ich werbe deshalb engagiert darum, sich impfen zu lassen. Bei einer Impfpflicht habe ich jedoch Vorbehalte – schon was die organisatorische Umsetzung betrifft (Stichwort: fehlendes „Impfregister“). Eine allgemeine Impfpflicht ist allerdings ein erheblicher Eingriff in die persönlichen Freiheitsrechte des Einzelnen. Der Deutsche Ethikrat hält dies jedoch für gerechtfertigt, wenn so die Gesellschaft vor den gravierenden Folgen künftiger Pandemiewellen geschützt sei.
Dass Coronavirus (und seine Mutationen) lässt sich - nach heutigem Kenntnisstand - womöglich nicht auf dem Wege der Impfung ausrotten. Dir aktuelle Virus-Variante „Omikron“ wird auch von Geimpften weiterverbreitet.
Mit freundlichem Gruß
Alexander Bauer MdL