Frage an Alexander Abt von Franz G. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Nach dem Volksbegehren "Bienen retten - Artenvielfalt bewahren in Bayern sind insbesondere die beim Bauernverband organisierten Landwirte aufgebracht. Sie drohen mit Boykott und geben sich unversöhnlich. Agrarpolitik, besonders die Agrarsubventionspolitik wird auf EU-Ebene geregelt. Was haben Sie, hat die ÖDP für Vorschläge für eine nachhaltige Landwirtschaftspolitik.
Sehr geehrter Herr Göresz,
ich bedauere die Reaktion vieler Landwirte nach dem erfolgreichen Volksbegehren. Einen Boykott der Landwirte sehe ich als den falschen Weg an. Wir brauchen den Schulterschluss zwischen Landwirt, Verbraucher und Naturschützer und vor allem eine Wende in der europäischen Agrarpolitik.
Alle, die sich derzeit unversöhnlich zeigen, sollten sich fragen, weshalb im Zeitraum 2010 bis 2018 allein in Bayern 13.860 landwirtschaftliche Betriebe zum Aufgeben gezwungen waren. Das Volksbegehren ist hierfür nicht verantwortlich, sondern in erster Linie eine falsch aufgesetzte EU-Agrarpolitik. Wachsen oder Weichen ist für mich kein Angebot an einen Berufsstand, der für Mensch, Tier, Natur und Klima existenziell und daher unverzichtbar ist.
Damit Bauern die Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität erhalten, die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren, vielfältige Kulturlandschaften schaffen, das Tierwohl achten und nicht nur auf ihren Nutzen als Nahrungslieferanten reduziert werden, muss vor allem die Agrarsubventionspolitik grundlegend verändert werden.
Die Milliarden im Agrarhaushalt der EU müssen für Gemeinwohlleistungen der Landwirtschaft genutzt werden. Öffentliches Geld würde ich nur noch für öffentliche und ausschließlich am Gemeinwohl orientierte Leistungen geben.
Es darf nicht nur mehr die industrielle Landwirtschaft unterstützt werden, sondern die Bauern müssen endlich für Umweltleistungen und Tierschutz angemessen vergütet werden. Hier würden Alle gewinnen: Landwirt, Verbraucher, Tiere und Umwelt!
Aber wir dürfen nicht nur die Landwirtschaft im Fokus haben. Vielmehr fordere ich eine öko-soziale Steuerreform und das Ende sämtlicher klimaschädlicher Subventionen. Alle Preise, vor allem auch die Lebensmittelpreise, müssen die ökologische Wahrheit wiedergeben.
Das Dogma vom ständigen Wachstum muss durch die Gemeinwohl-Ökonomie abgelöst werden mit dem Ziel des guten Lebens für alle in einer vielfältigen und gesunden Umwelt. Das und mehr ist unsere Generation den Jungen schuldig, die sich berechtigterweise um ihre Zukunft sorgen.
Mit freundlichen Grüßen,
Alexander Abt