Frage an Albert Deß von Winfried B. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Her Dess!
Sie sind ja in der EU auch für uns Imker zuständig. Bitte schalten Sie sich mal ein, damit den Imkern geholfen wird. Wir haben ein großes Problem mit Wachs das zur Herstellung von Mittelwänden verwendet wird. Leider verwenden deutsche Mittelwandhersteller auch Wachs vom Ausland (Chi-na, Argentinien u.a. ) das mit Paraffin und Stearin vermischt ist. Das ist nicht nur Betrug sondern was noch schlimmer ist, Mittelwände die den Bienen gegeben werden, machen die Brut schon im Larvenstadium kaputt. Die Fachzeitungen, ja sogar das Fernsehen hat über die Ursachen die zu Biene sterben führen. Wir Imker können das an den gekauften Mittelwänden leider nicht gleich erkennen.
Wir brauchen auch für die Herstellung von Bienen-Mittelwänden eine Zertifizierung, und zwar eu-ropaweit. Für die Pharmazie, Arzneimitte-, sowie für die Lebensmittelindustrie sind Qualitätsnor-men binden vorgeschrieben. Dergleichen muss für die Mittelwände-Hersteller von der EU baldigst vorgeschrieben werden. Herr Dess sie können sich ja bei den einschlägigen Instituten, wie STUA –Aulendorf, Tiergesundheitsdienst Bayern, Ceralyse Celle und Hohenheim erkundigen. Vor allem muss die Einfuhr von dem gefälschten Wachs verboten werden.
Herr Dess setzen Sie diese Thema auf die Tagesordnung. Das Bienensterben wird weniger und die vielen Imker, auch im Ausland werden es Ihnen danken.
Auf eine Antwort hoffen verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
W. B. Vorstand Imkerverein Beratzhausen
Sehr geehrter Herr B.,
vielen Dank für Ihre E-Mail an Herrn Deß vom 03.10.2017. Er bat mich Ihnen hierauf zu antworten.
Die Verwendung von verunreinigtem Wachs zur Herstellung von Mittelwänden in der Imkerei stellt eine große Gefahr für die Bienen dar. Werden Mittelwände aus verfälschtem Bienenwachs in Rähmchen eingelötet und von Bienen zu Waben ausgebaut, so kann es aufgrund der oft geringeren Schmelzpunkte der zugesetzten Wachse zu Stabilitätsverlusten der Waben kommen. Nachdem Honig in die instabilen Waben eingetragen wurde, können diese im oberen Drittel reißen und kollabieren. Die Waben sind zur Honigernte mittels Schleuder nicht mehr verwendbar.
Über die Stabilitätsverluste der Waben hinaus wurde von Fällen berichtet, in denen neben zugesetzten Wachsen auch signifikante Mengen an Insektiziden und weiteren Wirkstoffen nachweisbar waren. Die für Bienen toxischen Verbindungen verursachten große Schäden an der Bienenbrut, die in Waben mit kontaminierten Mittelwänden aufgezogen wurde.
Im Sommer 2016 tauchten mehrfach Mittelwände aus durch Paraffine, Stearin oder Fette gestreckten Bienenwachses in Deutschland auf. Den von Ihnen genannten Instituten (und Weitere) sind sich der Gefahr bereits bewusst und haben Warnhinweise herausgegeben. In diesem Zusammenhang hat die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau eine Liste mit Empfehlungen und Hinweisen herausgegeben, die ich nachfolgend kurz aufführe:
· Kaufen Sie nur Mittelwände aus reinem Bienenwachs, die auch als solche deklariert sind!
· Fragen Sie bei Unsicherheiten bezüglich der Zusammensetzung beim Händler nach und lassen Sie sich die Reinheit schriftlich bestätigen.
· Haben Sie entgegen Ihres Wissens betroffene Mittelwände gekauft und ist Ihnen ein Schaden entstanden, prüfen Sie den Rechtsweg.
· Prüfen Sie die Mittelwände nach dem Öffnen der Packung. Mit Paraffin verfälschte Wachsplatten haben einen untypischen, gummiartigen Geruch und sind brüchiger.
· Verwenden Sie keine Mittelwände mit einer möglichen Paraffin-Beimischung in den Bienenvölkern.
· Verwenden Sie eingeschmolzene Waben, die möglicherweise auf betroffenen Mittelwänden gebaut wurden, nicht mehr zur Mittelwandproduktion.
· Geben Sie betroffenes Wachs aus Ihren Völkern nicht an einen Bienenwachs-verarbeitenden Betrieb!
· Eventuell selbst hergestellte Kerzen und vergleichbare Produkte dürfen nicht mehr als reine Bienenwachsprodukte bezeichnet werden!
· Betroffenes Wachs kann nur über einen Kunstschwarm sicher aus den Völkern entfernt werden.
Des Weiteren nahm auch der Deutsche Imkerverband in einer Pressemitteilung vom 24.11.2016 Stellung zu dieser Thematik. Es wurde erörtert, dass das Problem des verunreinigten Wachses keineswegs neu sei und dass der Hauptexporteur eines solchen Wachses China sei. Über die Vertriebswege ist bislang wenig bekannt, da unter anderem der Online-Marktplatz Ebay verstärkt für den Verkauf genutzt wird.
Die Arbeitsgemeinschaft Honig der Copa Cogeca (Ausschuss der beruflich landwirtschaftlichen Organisationen in Brüssel) setzt sich bereits seit Längerem bei der EU-Kommission für eine rechtliche Norm bei Bienenwachs ein. Dieser Thematik wird auch eine größere Bedeutung zugemessen, da bei Untersuchungen in den Niederlanden festgestellt wurde, dass Wachsimporte aus China mit bis zu 80 Prozent mit Paraffin o.ä. verunreinigt sind.
Herr Deß hat sich in seiner politischen Arbeit schon immer gegen die Verunreinigung von Agrarprodukten eingesetzt. Aus diesem Grund nimmt er Ihr Anliegen sehr ernst und engagiert sich im Rahmen seiner Möglichkeiten als Abgeordneter des Europäischen Parlaments für die Reinheit des in der europäischen Imkerei verwendeten Wachses.
Für Rückfragen stehen wir Ihnen selbstverständlich zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Daniel Wölki