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Agnieszka Brugger
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Peter N. •

Frage an Agnieszka Brugger von Peter N. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sie treten als Verteidigungspolitische Expertin Ihrer Fraktion auf. Sie urteilen häufig über Themen in der Bundeswehr. Auf welches Expertenwissen stützen Sie Ihre Aussagen?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr N.,

in dieser Legislaturperiode bin ich als stellvertretende Fraktionsvorsitzende dafür verantwortlich, den gesamten Bereich der Internationalen Politik und der Menschenrechte, inklusive der Sicherheitspolitik zu koordinieren und bin seit 2009 Mitglied im Verteidigungsausschuss. Ich war von 2013 bis 2017 Obfrau und Sprecherin für Sicherheitspolitik meiner Fraktion und stelle mich auch nicht als „Verteidigungsexpertin“, sondern mit den korrekten Bezeichnungen vor. Die von Ihnen genannte Formulierung wählen in der Regel ja andere als Zuschreibung von außen. Es bleibt dabei natürlich den Bürgerinnen und Bürgern und den Medien überlassen, meine Arbeit zu bewerten und ob sie der Auffassung sind, dass meine Arbeit von Expertise geprägt ist oder nicht. Dabei freue ich mich natürlich sehr über das große positive Feedback, auch aus der Truppe selbst (auch und gerade in den Fällen, wo wir nicht einer Meinung sind) und empfinde die unzähligen Begegnungen und Gespräche der letzten elf Jahre an den Standorten der Bundeswehr, in den Einsatzgebieten und in Berlin als große Bereicherung und nehme daraus immer sehr viel mit.

Zugleich freue ich mich über sachliche Diskussionen und auch konstruktive Kritik online wie offline, die mich immer wieder dazu bringt, Positionen zu hinterfragen, eigene Argumente zu schärfen, offen zu sein für neue Sichtweisen und Hinweise und dazu, wenig beachtete Probleme und neue Aspekt in meine politische Arbeit aufzunehmen. Ich bin fest davon überzeugt: Dialog und Austausch bringt alle Seiten weiter.

Darüber hinaus tausche ich mich sehr oft und eng mit der hiesigen und internationalen Zivilgesellschaft, Think Tanks und Wissenschaft, mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Regierungen, Parlamenten, internationalen Organisationen und Bewegungen aus. Oft mache ich mir aber auch in den Krisenregionen der Welt selbst ein Bild vor Ort, wohlwissend, dass man auch bei den vielen Eindrücken und Informationen immer nur einen Ausschnitt der dortigen Realität sieht.

Der Friedens- und Sicherheitspolitik gehört mein Interesse aber nicht erst seit meiner Zeit im Bundestag. Ich habe mich bereits Jahre zuvor in diesem Bereich nicht nur ehrenamtlich engagiert, sondern mich auch in meinem Studium intensiv wissenschaftlich mit der Konflikt- und Friedensforschung sowie dem Einsatz militärischer Gewalt beschäftigt.

Nachdem ich Ihre Frage ausführlich beantwortet habe, erlauben Sie mir allerdings in aller Höflichkeit eine Rückfrage, die Sie auch gern alleine für sich selbst reflektieren dürfen: Hätten Sie diese Frage in der genau gleichen Art einem 50jährigen männlichen Abgeordneten gestellt, der neu im Verteidigungsausschuss ist und vor dreißig Jahren Dienst bei der Bundeswehr geleistet hat (also auch in einer völlig anderen sicherheitspolitischen Zeit)?

Ich bin der festen Auffassung, dass es auch für die schwerwiegenden Fragen der Sicherheitspolitik und für die Bundeswehr ein großer Gewinn ist, wenn im Verteidigungsausschuss Mitglieder der demokratischen Fraktionen mit all ihren unterschiedlichen Erfahrungen, Hintergründen und Perspektiven und dem Willen gemeinsam Lösungen zu finden, an klugen politischen Antworten arbeiten. Über die Fraktionsgrenzen und bei allen politischen Unterschieden konnten wir so zusammen – oft auch gegen den Widerstand des Verteidigungsministeriums – von der Betreuung und Versorgung im Einsatz an Körper und Seele Verwundeter bis hin zur Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten aus dem Auslandseinsatz nach Hause Einiges im Parlament erreichen.

Viele Grüße

Agnieszka Brugger

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