Frage an Agnieszka Brugger von Thomas N. bezüglich Umwelt
Hallo,
gestern kam im ARD-Magazin Kontraste ein Bericht darüber, dass die Mängel beim Reaktor Biblis NICHT behoben wurden und er jetzt trotzdem am Netz ist. Ist da Lobbyismus und Vetternwirtschaft im Spiel? Wir brauchen sicher kein 2tes Tschernobyl!!!
Bitte mal untersuchen,
mfg
Sehr geehrter Herr Neuburger,
vielen Dank für Ihren Hinweis auf den Bericht des ARD-Magazins KONTRASTE zum AKW Biblis („Röttgen verhindert Aufklärung - Weiter Wirbel um AKW Biblis“).
Biblis B gehört zu den ältesten und unsichersten Atomkraftwerken in Deutschland. Mit über 400 meldepflichtigen Zwischenfällen gehört er zu den anfälligsten Meilern überhaupt. Darüber hinaus ist er unzureichend gegen Terrorangriffe geschützt.
Durch außergewöhnlich lange Stillstände hat der Betreiber RWE es geschafft, den Reaktor, der laut Atomausstiegsgesetz bereits im Jahr 2009 seine Reststrommengen verbraucht und damit abgeschaltet werden sollte, über den Termin der letzten Bundestagswahl hinaus am Netz zu halten. - In der Hoffnung auf eine schwarz-gelben Rollback in der Atompolitik und in der Hoffnung auf eine Verwandlung des AKW Biblis in eine radioaktive Gelddruckmaschine: Eine Laufzeitverlängerung für deutsche AKW würde der Atomwirtschaft Zusatzgewinne von ein bis zwei Millionen Euro pro Tag und Reaktor einbringen.
Ursprünglich sollte der Meiler schon Mitte September wieder hochgefahren werden. Wegen Problemen mit Sumpfsieben musste RWE die Wiederinbetriebnahme auf Druck des damaligen Bundesumweltministers Sigmar Gabriel aufschieben. Die Sumpfsiebe könnten bei einem Leck im Kühlwassersystem verstopfen und so die Kühlung der Brennstäbe unterbrechen. Im Extremfall droht dann eine Kernschmelze - das wäre der GAU. Jetzt präsentiert RWE eine Lösung, die offenbar auch die Atomaufsicht zufriedengestellt hat. Ob zu Recht, das muss sich erst noch zeigen. Zurzeit deutet noch einiges auf eine "Notlösung" in einem sicherheitstechnisch brisanten Detail hin.
Darüber hinaus sind inzwischen Informationen bekannt geworden, dass RWE Rohre verbaut hat, die keine Prüfstempel tragen. Ob sie die erforderliche Qualität aufweisen, ist daher nicht belegt. Der von Ihnen angesprochene Bericht des ARD-Magazins KONTRASTE hat hier neue Fragen aufgeworfen.
Für die grüne Bundestagsfraktion ist Biblis B auch nach der Revision ein Risiko-Reaktor, der schnellstmöglich abgeschaltet werden muss. Der technische Zustand muss nach wie vor kritisch hinterfragt werden. Die grüne Fraktion wird sehr genau prüfen, ob die Atomaufsicht bei der Wiederinbetriebnahme von Biblis Risiken verschleiert hat.
Tatsache ist und bleibt: Atomkraft ist eine unberechenbare Risikotechnologie.
Daher ist der Ausstieg gestern wie heute richtig.
Einer Renaissance der Atomkraft setzen wir eine Renaissance des Widerstandes entgegen!
Hierbei hoffe ich auf Ihre Unterstützung und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Agnieszka Malczak