Nach dem OECD–Bericht 2018 entspricht der Leistungsunterschied bei 15–jährigen Schüler:innen in Abhängigkeit von ihrer sozialen Herkunft im Schnitt drei Schuljahren. Vor zwei Jahren noch war der Begriff Distanzunterricht, dessen Erfolg auch von der IT-Technik im häuslichen Umfeld und somit vom Geldbeutel der Eltern abhängig ist, unbekannt. Die aktuelle Pandemie und der damit verbundene Distanzunterricht verschärfen jedoch die Abhängigkeit des Schulerfolgs von der sozialen Herkunft. Wer am Distanzunterricht vollumfänglich teilnehmen möchte, benötigt eine grundlegende technische Ausstattung, einen ruhigen Arbeitsplatz mit Schreibtisch im möglichst eigenen Zimmer, einen schnellen und stabilen Internetzugang und oftmals die Unterstützung der Eltern. Jedes vierte Elternhaus kann das nicht gewährleisten. Dabei bietet die Digitalisierung nicht nur im schulischen Kontext enorme Chancen für den ländlichen Raum. Als Gymnasiallehrer und Vater einer Patchwork–Familie mit vier schulpflichtigen Kindern umgibt mich das Thema Bildung täglich.
Wie stark die soziale Herkunft die Schullaufbahn eines Kindes beeinflussen kann, gehört leider zu meinen alltäglichen Beobachtungen. Soziale Gerechtigkeit aber ist die Grundlage für eine friedliche und offene Gesellschaft.
Nach unserem Schulgesetz in Sachsen–Anhalt ist es Aufgabe der Schule „Benachteiligungen von Schülerinnen und Schülern […] zu verhindern und zu beseitigen“.
Wir brauchen dringend eine Chancengleichheit durch einen flächendeckenden Breitbandausbau, für jede Schülerin und jeden Schüler ein Endgerät und Fachkräfte und Administratoren zur Betreuung und Einweisung in die Endgeräte vor Ort an den Schulen. Doch mit Blick auf den Sanierungsstau und den fehlenden Personal an unseren Schulen erscheinen derartige Forderungen als völlig abgehoben. Aber ein “entweder oder” darf es nicht geben. Schließlich geht es um die Zukunft unserer Kinder.