Undurchsichtige Firmen von Abgeordneten, hohe Parteispenden an FDP und Grüne - und wie wir die Maskenliste von Gesundheitsminister Jens Spahn transparent machen wollen: Mehr zu diesen und anderen Themen lesen Sie im folgenden Newsletter. (Eine Bitte schon einmal: Unterschreiben Sie unseren Offenen Brief für wirksame Maßnahmen gegen Korruption und geheimen Lobbyismus, mehr dazu weiter unten).
Übersicht:
- Die undurchsichtigen Firmen der Abgeordneten
- Korruptionsverdacht: CDU-Abgeordnete wich Fragen von abgeordnetenwatch.de bereits 2015 aus - heute ermittelt die Staatsanwaltschaft
- Atemberaubend
- Spahns Liste: So wollen wir weitere Maskengeschäfte transparent machen
- +++ Großspenden-Ticker: Hohe Überweisungen an Grüne und FDP +++
- Unterschreiben Sie unseren Offenen Brief an die Fraktionsvorsitzenden: „Beschließen Sie wirksame Maßnahmen!"
- Fragen und Antworten des Monats
Am häufigsten aufgerufener Artikel im letzten Newsletter: Augustus Intelligence klagt gegen Herausgabe von Lobbyschreiben an abgeordnetenwatch.de
Die undurchsichtigen Firmen der Abgeordneten
© | DBT/Thomas Trutschel/photothek.net |
Unternehmen in Moskau, Geschäfte mit öffentlichen Aufträgen: Recherchen von abgeordnetenwatch.de zeigen, dass zahlreiche Abgeordnete über undurchsichtige Unternehmensbeteiligungen verfügen. Wer ihre Geschäftspartner:innen sind, bleibt fast immer im Dunkeln. Insgesamt 134 Firmen sind im Besitz von Bundestagsabgeordneten, knapp die Hälfte davon gehört Politiker:innen der Union.
Die undurchsichtigen Unternehmensbeteiligungen der Abgeordneten
Gemeinsam mit uns haben das Nachrichtenportal t-online.de und das ARD-Politmagazin Report München recherchiert:
- Unser Recherchepartner t-online.de hat sich den Fall des CSU-Bundestagsabgeordneten Michael Kuffer näher angeschaut, der über seine Firmen Geschäfte mit öffentlichen Aufträgen macht.
- Report München berichtete am vergangenen Montag auf Grundlage unserer Auswertung über die undurchsichtigen Beteiligungsgesellschaften von Abgeordneten.
Lesen Sie zum Thema Nebentätigkeiten außerdem unsere Recherche Das verdienen die Abgeordneten aus dem Bundestag nebenher aus dem vergangenen Juli (Namensliste am Ende des Artikels)
Korruptionsverdacht: CDU-Abgeordnete wich Fragen von abgeordnetenwatch.de bereits 2015 aus – heute ermittelt die Staatsanwaltschaft
© | picture alliance / Jens Büttner/dpa-Zentralbild |
Im Mai 2015 ging bei der Bundestagsabgeordneten Karin Strenz eine Presseanfrage zu möglichen Lobbytätigkeiten und Geschäften mit Aserbaidschan ein. Die CDU-Politikerin wich den Fragen von abgeordnetenwatch.de damals beharrlich aus, und das aus gutem Grund: Inzwischen steht Strenz unter Korruptionsverdacht – wegen Lobbytätigkeiten und Geldzahlungen aus aserbaidschanischen Quellen im Jahr 2015. Hier haben wir die Geschichte aufgeschrieben:
Atemberaubend
An diesem Freitag
- standen drei Bundestagsabgeordnete von CDU/CSU unter Korruptionsverdacht,
- liefen gegen zwei weitere CDU-Bundestagsabgeordnete Prüfverfahren zu einem möglichen Anfangsverdacht wegen Korruption,
- wurde gegen einen CSU-Landtagsabgeordneten wegen eines Korruptionsverdachts ermittelt.
Mehrere dieser Politiker haben inzwischen den Bundestag, die Partei und/oder Fraktion verlassen, und es ist längst nicht ausgemacht, dass sie die letzten sein werden. Das Ausmaß der aktuellen Korruptions- und Lobbyskandale ist atemberaubend.
Seit Jahren weisen wir und andere auf Fehler im System hin, wieder und wieder. Die in Deutschland geltenden Regeln schaffen ein Klima, in dem Interessenskonflikte, persönliche Vorteilsnahme und Korruption gedeihen können.
Nun ist die wahrscheinlich einmalige Chance, strenge Verbots- und Transparenzregeln durchzusetzen. Das wird aber nur dann geschehen, wenn der öffentliche Druck nicht nachlässt. Unterstützen Sie unsere Arbeit und ermöglichen Sie so weitere Recherchen und öffentlichkeitswirksame Aktionen.
Mit einer regelmäßigen Spende an abgeordnetenwatch.de stärken Sie die Zivilgesellschaft. Bitte werden Sie Förder:in, das geht bereits ab 5 Euro im Monat und ist steuerlich absetzbar.
Spahns Liste: So wollen wir weitere Maskengeschäfte transparent machen
© | picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Kira Hofmann |
Gemeinsam mit der Organisation FragDenStaat haben wir vergangenen Mittwoch die "Aktion Ehrensache" gestartet, mit der wir die Namen aller Abgeordneten transparent machen wollen, die an der Vermittlung von Maskengeschäften beteiligt waren. Über unsere Aktionsplattform forderten rund 400 Bürger:innen beim Bundesgesundheitsministerium alle vorhandenen Schreiben von Abgeordneten an, in denen es um Corona-Schutzausrüstung ging. Die Auskunftsanfragen muss das Ministerium von Jens Spahn nun auf Grundlage des Informationsfreiheitsgesetzes beantworten.
Spahn hatte zuvor volle Transparenz versprochen, war davon aber wieder abgerückt.
+++ Großspenden-Ticker: Hohe Überweisungen an FDP und Grüne +++
Als dritte Bundestagspartei hat die FDP im laufenden Superwahljahr eine hohe Spende erhalten. Anfang März gingen bei der Partei 50.001 Euro von dem Hamburger Ludgerus Inholte ein. Viel ist über den Spender nicht bekannt. Laut Handelsregister gibt es in Hamburg einen Unternehmer gleichen Namens, der an zahlreichen Immobiliengesellschaften beteiligt ist.
Eine weitere Großspende meldeten die Grünen, die 52.000 Euro von Jürgen Reckin aus Penzlin, Mecklenburg-Vorpommern, erhielten. In Penzlin gibt es eine Person gleichen Namens, die laut Handelsregister in der Vergangenheit Geschäftsführer einer Verwaltungsgesellschaft war.
Seit Jahresbeginn haben Parteien bereits mehr als eine Million Euro allein aus Großspenden erhalten:
- Grüne: 612.000 Euro
- CDU: 420.001 Euro
- FDP: 50.001 Euro
Eine Großspende muss unverzüglich auf der Internetseite des Bundestages veröffentlicht werden, wenn diese über 50.000 Euro liegt. Zahlungen unterhalb dieser Schwelle werden erst mit großer Verzögerung in den Rechenschaftsberichten der Parteien öffentlich – Spenden aus dem laufenden Superwahljahr höchst wahrscheinlich erst 2022.
Unterschreiben Sie unseren Offenen Brief an die Fraktionsvorsitzenden: "Beschließen Sie wirksame Maßnahmen!"
© | Fred PO / CC BY-SA 2.0 |
Maskengate, Aserbaidschan-Geschäfte, Parteispenden-Skandale: Es geht hier nicht um Einzelfälle, sondern um Fehler im System – und um unsere Demokratie. In einem Offenen Brief appellieren wir deswegen an die Fraktionsvorsitzenden von Union, SPD, FDP, Grünen und Linken: „Beschließen Sie wirksame Maßnahmen – über Parteigrenzen hinweg. Machen Sie aus der Krise des Vertrauens eine Sternstunde des Parlamentes.“
Zahlreiche prominente Unterstützer:innen haben sich unserem Aufruf als Erstunterzeichner:innen bereits angeschlossen, darunter der Schauspieler Armin Rohde, die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot, der Fernsehmoderator Ralph Caspers, die Aktivistin Julia Probst, der Cartoonist Ralph Ruthe und die Autorin Katharina Nocun.
Jetzt mitzeichnen: Offener Brief an die Fraktionsvorsitzenden
Fragen und Antworten des Monats
- Alkoholwerbeverbot | "Warum sind Sie gegen ein Alkoholwerbeverbot?" will ein Fragesteller von der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), wissen. Diese ist sichtlich erstaunt und antwortet: "Wären Sie so freundlich mir mitzuteilen, wie Sie zu dieser Annahme gelangt sind? Vielen Dank." Tatsächlich spricht sich die CSU-Politikerin in einer anderen Antwort auf abgeordnetenwatch.de für ein Alkoholwerbeverbot sowie eine Erhöhung des Mindestalters beim Alkoholkonsum aus. Es gebe "keinen sinnvollen Grund, für ein Produkt werben zu dürfen, an dem nachweislich Tausende Menschen jährlich sterben."
- Astronautin | "Welche Aufgabe finden Sie reizvoller: Astronautin oder Ministerin bzw. Kanzlerin?" wollte ein Fragesteller von der Linken-Kandidatin in Rheinland-Pfalz, Jovana Dzalto, wissen. Der Hintergrund dieser Frage erschließt sich aus Dzaltos Antwort: Sie habe sich in der Vergangenheit für eine Astronautinnen-Stelle beworben, um als Vorbild junge Frauen und Mädchen dazu zu motivieren, technische Berufe auszuüben. "Wenn eine ehemals geflüchtete Frau ohne jegliche Privilegierung im Leben ihren Traumjob ausüben kann, dann kann das auch jede und jeder andere!" Nun wolle sie als Politikerin erst einmal "im Kleinen Gutes tun". Dafür müsse sie keine Ministerin oder Kanzlerin werden.
- Fußballfan | Der SPD-Gesundheitspolitiker und Epidemiologe Karl Lauterbach wird derzeit vor allem im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie befragt. Einen Fragesteller interessiert allerdings etwas ganz anderes: "Sie sind MdB in Köln und Leverkusen. Sind Sie eher Fan von Bayer 04 Leverkusen oder vom 1. FC Köln? Bitte klare Antworten :)". Eine Antwort von Lauterbach steht aus.
Haben auch Sie Fragen an die Abgeordneten im Bundestag, den Landtagen oder dem EU-Parlament? Hier geht es zur Fragemöglichkeit auf abgeordnetenwatch.de:
Bundestag | EU-Parlament | Baden-Württemberg | Bayern | Berlin | Brandenburg | Bremen | Hamburg | Hessen | Mecklenburg-Vorpommern | Niedersachsen | Nordrhein-Westfalen | Rheinland-Pfalz | Saarland | Sachsen | Sachsen-Anhalt | Schleswig-Holstein | Thüringen
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