Seit Monaten sieht sich Verkehrsminister Scheuer mit Vorwürfen konfrontiert, sein Ministerium würde die Aufklärung der Maut-Affäre behindern. Nun ist eine interne Mail aufgetaucht, die diesen Verdacht bekräftigt – wir veröffentlichen das Schreiben. Mehr zu diesem und zu anderen Themen im folgenden Newsletter.
Unsere Themen in der Übersicht:
- Wie das Verkehrsministerium die Maut-Aufklärung erschweren wollte
- Unser Signal an Politik und Konzerne
- +++ Parteispenden-Ticker: CDU erhält weitere Überweisung aus Immobilienbranche +++
- Sagen Sie uns Ihre Meinung: Nutzungsumfrage zu abgeordnetenwatch.de
- Neuer Gesetzes-Tracker: Was der Bundestag in Corona-Zeiten alles beschließt
- Fragen und Antworten des Monats
Meist geklickter Artikel aus dem vorherigen Newsletter: Abgeordneter verstieß jahrelang gegen Transparenzpflichten – mit dem Wissen des Bundestages
© | Olaf Kosinsky / CC BY-SA 3.0 DE (Foto Scheuer) |
In der Affäre um die PKW-Maut reiht sich eine fragwürdige Aktion an die andere. Mal wurden Handy-Daten gelöscht, dann flogen Geheimtreffen von Verkehrsminister Andreas Scheuer auf. Nun liegt abgeordnetenwatch.de eine pikante Mail an Scheuer vor, die erneut Zweifel am Aufklärungswillen des Ministeriums weckt. Darin beschreibt ein Spitzenbeamter dem Minister, wie man die Aufklärungsbemühungen der Opposition „noch mehr erschweren“ könne – unter Mitwirkung der Medien. Wir veröffentlichen das interne Schreiben, das sich in den Unterlagen des Maut-Untersuchungsausschusses befindet.
Wie das Verkehrsministerium die Maut-Aufklärung erschweren wollte
Unser Signal an Politik und Konzerne
Die Maut-Affäre ist das eine, doch auch an anderer Stelle fällt Verkehrsminister Andreas Scheuer negativ auf. Kürzlich wurde seine Lobbybilanz bekannt: Seit 2018 traf Scheuer sich 26 Mal mit der Autolobby. Raten Sie mal, wie häufig er in diesem Zeitraum ein offenes Ohr für Umweltverbände hatte? Kein einziges Mal.
Durch Recherchen von abgeordnetenwatch.de und anderen wird immer wieder sichtbar, wie Konzerne und Lobbyverbände sich einen privilegierten Zugang zur Politik verschaffen. 2018 machten wir zum Beispiel publik, dass der oberste VW-Lobbyist für den Bereich Internationales ein hoher Beamter der Bundesregierung ist – seit fast sechs Jahren gewährt ihm das Auswärtige Amt Sonderurlaub für seinen Lobbyjob bei Volkswagen.
Wir sind überzeugt, dass es solche Offenlegungen braucht, um Druck auf die Politik auszuüben und so die bestehenden Lobbyregulierungen zu verschärfen. Auch an Lobbyverbände und Großkonzerne senden wir ein wichtiges Signal: Mit eurer verdeckten Einflussnahme sind wir und viele andere Menschen nicht einverstanden – wir werden sie wieder und wieder offenlegen!
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+++ Parteispenden-Ticker: CDU erhält weitere Zahlung aus Immobilienbranche +++
© | Pixabay |
Die CDU hat erneut eine Großspende aus der Immobilienbranche erhalten. Der Kölner Unternehmer Wolfgang von Moers, Inhaber einer Immobilien- und Projektentwicklungsfirma, überwies der Partei Anfang Mai 70.000 Euro. In der Vergangenheit hatte von Moers auch SPD und AfD finanziell unterstützt. Seine AfD-Spenden von 2016 und 2017 begründete er gegenüber einer Zeitung damit, durch Druck von außen eine Kurskorrektur bei der CDU erzielen zu wollen.
So gut wie alle Großspenden an Bundestagsparteien im laufenden Jahr weisen einen Bezug zur Immobilienindustrie auf. Auf der Internetseite des Bundestags werden insgesamt sechs Zahlungen aufgelistet – fünf davon stammen von Immobilienunternehmern, die insgesamt 624.000 Euro spendeten. Viermal profitierte die CDU, eine Spende ging an die AfD.
Großspenden von mehr als 50.000 Euro müssen unverzüglich im Internet veröffentlicht werden. Spenden unterhalb dieser Schwelle erscheinen erst mit großer Verzögerung in den Rechenschaftsberichten der Parteien.
Wer sind Sie, liebe Leserinnen und Leser, wie sind Sie zu abgeordnetenwatch.de gekommen – und was wünschen Sie sich von unserer Plattform? Um abgeordnetenwatch.de weiter zu verbessern, haben wir vergangene Woche eine Nutzungsumfrage gestartet. Sollten Sie noch nicht mitgemacht haben, würden wir uns über 5-10 Minuten Ihrer Zeit und Ihre Antworten sehr freuen!
Neuer Gesetzes-Tracker: Was der Bundestag in Corona-Zeiten alles beschließt
© | abgeordnetenwatch.de |
Die Corona-Pandemie dominiert in diesen Wochen Politik und Medien, dabei werden im Bundestag gerade etliche Gesetze zu anderen Themen beraten und beschlossen. Damit keine wichtige Entscheidung unter dem öffentlichen Radar bleibt, tragen wir laufend alle Anträge, Entwürfe und Beschlüsse aus dem Bundestag zusammen – übersichtlich, durchsuchbar und mit einer Inhaltszusammenfassung.
Entstanden ist die Übersicht durch die Anregung von Nutzer:innen, in Zeiten der Corona-Pandemie sämtliche Bundestagsentscheidungen im Blick zu behalten. Wenn es in Medien und der Öffentlichkeit fast ausschließlich um ein Thema gehe, so die Befürchtung, gerate anderes schnell aus dem Blickfeld. Tatsächlich ist die Sorge nicht ganz unbegründet. So drückten etwa im Schatten der Fußball-EM 2012 zwei Abgeordnete das umstrittene Meldegesetz durchs Parlament. In einem anderen Fall schränkten einige wenige Abgeordnete in einer Bundestagsabsstimmung um 0:25 Uhr das Informationsfreiheitsgesetz ein – was ein dreiviertel Jahr unbemerkt blieb.
Seit Beginn der Corona-Pandemie im März haben die Abgeordneten über 250 Anträge und Gesetzentwürfe behandelt, unter anderem zu Fahrverboten, Tabaksteuer, eRezepten oder der Diskriminierung beim Blutspenden.
Übersicht: Was der Bundestag in Corona-Zeiten alles beschließt
Fragen und Antworten des Monats
- Abgeordnete | Ein Bürger schreibt Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter, er habe beim Betrachten der letzten Bundestagsdebatte folgende Beobachtung gemacht: "Aufgrund der Covid 19-Abstandsvorgaben (…) werden die einzelnen Mitglieder im Plenum sichtbarer." Ihm sei aufgefallen, dass ein erheblicher Teil der anwesenden Abgeordneten mit ihrem Smartphone bzw. Tablet beschäftigt war – und zwar unabhängig von ihrer Fraktionszugehörigkeit. "Können derartige Dinge noch als Debatte im eigentlichen Sinne bezeichnet werden und welcher Eindruck bleibt Ihrer Meinung nach bei der Bevölkerung zurück?" will er von Hofreiter wissen.
- 8. Mai | AfD-Fraktionschef Alexander Gauland hatte sich kürzlich zum 8. Mai 1945, dem Tag der Kapitulation Deutschlands, folgendermaßen geäußert: "Der 8. Mai hat nicht das Potenzial zu einem Feiertag, weil er ein ambivalenter Tag ist. Für die KZ-Insassen ist er ein Tag der Befreiung gewesen. Aber es war auch ein Tag der absoluten Niederlage, ein Tag des Verlustes von großen Teilen Deutschlands und des Verlustes von Gestaltungsmöglichkeit". Ein Bürger möchte von Gauland wissen, was genau er mit "Verlust der Gestaltungsmöglichkeit" meinte.
- Desinformation | Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie antwortet der Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer (Grüne) einem Fragesteller: "Sie schreiben, es werde 'mit Angst und Panik gearbeitet'. Wen kritisieren Sie damit? Von der Bundesregierung und den Länderregierungen würde ich das nicht sagen. Oder meinen Sie diejenigen, die die Krise ausnutzen wollen, um Desinformation zu betreiben, wie zum Beispiel der russische Propaganda-Sender RT? Einverstanden bin ich damit, dass die Bevölkerung nicht gegeneinander gehetzt werden darf."
Haben auch Sie Fragen an die Abgeordneten im Bundestag, den Landtagen oder dem EU-Parlament? Hier geht es zur Fragemöglichkeit auf abgeordnetenwatch.de:
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