Dass der Bundestag gerade die Geldleistungen an die Fraktionen kräftig aufgestockte, hat eine bemerkenswerte Vorgeschichte. Es geht um eine folgenreiche Nacht- und Nebelaktion im Jahr 2013. Mehr dazu in diesem Newsletter.
Unsere Themen in der Übersicht:
Mehr Geld ja – Transparenz nein
Halbe Million Euro Großspenden an Regierungsparteien
Lobbyisten haben viel Geld – wir haben Sie
“Wir müssen raus aus der Komfortzone!” – Was der DemokratieBus in Bayern bewegen will
Antwort-Check: So reagieren die Abgeordneten auf Bürgerfragen (Teil III)
Fragen und Antworten des Monats
Eine Bitte: Wenn Sie die Sozialen Netzwerke nutzen, liken Sie uns doch bei Facebook bzw. folgen Sie uns bei Twitter, was aktuell über 100.000 bzw. 29.000 Menschen tun. Teilen Sie gerne auch den Link zu diesem Newsletter – so erreichen wir mit unserer Arbeit noch mehr Menschen und können noch mehr bewirken! In unserem Recherche-Blog finden Sie weitere Ergebnisse unserer Arbeit. Unterstützen können Sie uns durch regelmäßige und einmalige Spenden.
Mehr Geld ja – Transparenz nein
Weitgehend unbemerkt hat der Bundestag gerade die Geldleistungen an die Fraktionen um rund 30 Prozent erhöht und sich damit deutlich über einen Budgetvorschlag des Bundestagspräsidenten hinweggesetzt, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Union und SPD drückten zudem im letzten Moment eine Extra-Erhöhung durch – wegen eines angeblichen "Nachrüstungsbedarfes bei der Digitalisierung und IT-Sicherheit."
Die außergewöhnlich hohe Aufstockung hat einen schalen Beigeschmack. Denn Union und SPD waren es auch, die vor einiger Zeit die öffentliche Kontrolle der Fraktionsfinanzen einschränkten. Die Nacht- und Nebelaktion – bei der übrigens alle damals im Bundestag vertretenen Parteien mitwirkten – war derart gut getarnt, dass sie monatelang niemandem auffiel. Lesen Sie hier noch einmal unseren Bericht:
Handstreich im Bundestag: Wie Abgeordnete um 0:25 Uhr ein Bürgerrecht aushebelten
Die Verwendung der Fraktionsfinanzen ist nicht nur äußerst intransparent, sondern in einigen Fällen auch rechtlich fragwürdig. Denn Abgeordnete im Bundestag und in zahlreichen Landtagen erhalten neben ihren Diäten zum Teil beträchtliche Boni, weil sie einen Posten in der Fraktion innehaben. Diese sogenannten Funktionszulagen sind nach Auffassung von Verfassungsrechtlern und Rechnungshöfen in den meisten Fällen verfassungswidrig.
Halbe Million Euro Großspenden an Regierungsparteien
Im ersten Halbjahr haben die Regierungsparteien gut 500.000 Euro an Großspenden erhalten. Dies ist zwar deutlich weniger als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres, allerdings fließen in Jahren mit einer Bundestagswahl immer besonders viele Spenden.
Seit Jahresbeginn erhielten CDU und SPD hohe Beträge, unter anderem aus der Auto- und der Immobilienbranche. Die bisherigen Großspenden in der Übersicht:
100.000 Euro von Daimler an die CDU
100.000 Euro von Daimler an die SPD
100.000 Euro vom Berliner Immobilienunternehmer Klaus Groth an die CDU
100.000 Euro vom hessischen Immobilienunternehmer Dietmar Bücher an die SPD
50.001 Euro von der BMW-Miteigentümerin und Unternehmerin Susanne Klatten an die CDU
50.001 Euro vom BMW-Miteigentümer und Unternehmer Stefan Quandt an die CDU
Von allen anderen Parteien erhielt einzig die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) im ersten Halbjahr 2018 eine angepflichtige Großspende (352.420 Euro von einer Privatperson). Spenden von mehr als 50.000 Euro müssen unverzüglich im Internet veröffentlicht werden. Unterhalb dieser Grenze erscheinen sie in den Rechenschaftsberichten der Parteien – mit teilweise bis zu zwei Jahren Verspätung. Die Rechenschaftsberichte für 2018 werden voraussichtlich im Frühjahr 2020 einsehbar.
+++Lobbyistenspenden an Parteien verbieten – hier Petition zeichnen +++
In diesem Sommer tourt ein markanter Oldtimer-Doppeldeckerbus durch bayerische Städte und Gemeinden. Auf Marktplätzen wollen die Initiatoren mit Menschen über Demokratie und das Leben ins Gespräch kommen. „Die Einführung der Demokratie in Deutschland war ein hartes Stück Arbeit“, sagt Projektleiter Shai Hoffmann (Foto), „und deshalb sollten wir heute jeden Tag dafür kämpfen“. Im Interview erzählt Hoffmann, wie er die Begegnungen erlebt – auch mit Menschen, mit denen er sich sonst wohl nie unterhalten hätte.
Antwort-Check: So reagieren die Abgeordneten auf Bürgerfragen (Teil III)
Inzwischen haben die Schülerinnen und Schüler in Bayern und Baden-Württemberg ihre Zeugnisse erhalten – und mit ihnen auch die Abgeordneten im Bundestag. Pünktlich zum Start in die Sommerferien haben wir die Antwortbilanz in Schulnoten umgerechnet, u.a. für Cem Özdemir, Volker Kauder und Alexander Dobrindt.
Bewertet wurden die Bundestagsabgeordneten aus allen Bundesländern sowie die 96 Europaabgeordneten aus Deutschland.
Wer bekommt ein "sehr gut", wer antwortete "ungenügend"? Finden Sie es hier heraus
+++ Fragen an Ihre Wahlkreisabgeordneten? Hier geht es zur Fragemöglichkeit auf abgeordnetenwatch.de +++
Fragen und Antworten des Monats
Weil er sich „enttäuscht und verwirrt“ fühlt, wende er sich nun das erste Mal direkt an einen Spitzenpolitiker, schreibt ein SPD-Wähler an den Bundestagsabgeordneten Thomas Oppermann (SPD). Als Regierungsmitglied sei die SPD für alle Probleme in Deutschland mitverantwortlich, auch für das Thema Flüchtlinge. „Eine Koalition verpflichtet nicht zur unbedingten Loyalität. Was muss noch geschehen, bevor der CSU die Unterstützung durch eine soziale Partei entzogen wird?“
Ein Auftritt des EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Junker beim NATO-Gipfel sorgte kürzlich für Diskussionen über dessen Gesundheitszustand. Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber schreibt einem Fragesteller, Juncker leide seit einiger Zeit an einem Ischias, welcher Taubheit oder Schwäche in den Beinen verursachen könne und zu Schmerzattacken führt. „Solche Schmerzen sind mit Sicherheit keinem zu wünschen. Daher ist eine bodenlose Frechheit, Herrn Juncker angesichts dieser Krankheit Betrunkenheit vorzuwerfen.“
Ein Bürger beschwert sich beim SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs, dass dieser seinen kritischen Beitrag auf Facebook gelöscht habe. „Ich habe Ihre Politik lediglich als 'unsozial' bezeichnet und Sie als Politiker weder angegriffen, beleidigt noch diffamiert,“ so der Mann. Er erlaube sich die Frage zu stellen, „ob konstruktive Kritik von Ihnen unerwünscht ist?“ In seiner Antwort geht Kahrs nicht direkt auf den Vorgang ein, macht dem Fragesteller aber ein Gesprächsangebot – „gern persönlich auf ein Kaltgetränk“.
Haben auch Sie Fragen an die Abgeordneten im Bundestag, den Landtagen oder dem EU-Parlament? Hier geht es zur Fragemöglichkeit auf abgeordnetenwatch.de:
Bundestag | EU-Parlament | Baden-Württemberg | Bayern | Berlin | Brandenburg | Bremen | Hamburg | Hessen | Mecklenburg-Vorpommern | Niedersachsen | Nordrhein-Westfalen | Rheinland-Pfalz | Saarland | Sachsen | Sachsen-Anhalt | Schleswig-Holstein | Thüringen
Fanden Sie diesen Newsletter interessant? Dann leiten Sie diese Mail gerne an Freunde und Bekannte weiter. Abonnieren können diese unseren Newsletter hier (natürlich kostenlos und jederzeit wieder abbestellbar).
Wenn Sie unsere Arbeit für Transparenz und gegen geheimen Lobbyismus unterstützen möchten, finden Sie hier unsere Spendenseite.