Seit vier Jahren hält die Bundestagsverwaltung interne Unterlagen zu Parteispenden vor abgeordnetenwatch.de unter Verschluss – „rechtswidrig“, wie zwei Gerichte urteilten. Nun steht das Finale in dem langwierigen Rechtsstreit an. Nicht nur für abgeordnetenwatch.de steht viel auf dem Spiel. Mehr zu diesem und zu anderen Themen erfahren Sie im folgenden Newsletter.
Die Übersicht:
- abgeordnetenwatch.de-Klage gegen den Bundestag: Das Finale
- Warum bei dem Gerichtstermin viel auf dem Spiel steht
- +++ Großspenden-Ticker: Hohe Überweisung an die SPD +++
- Impfpflicht, Klimaschutz, Agrarsubventionen: So stimmten Ihre Abgeordneten
- 600.000 Euro für Justizopfer Gustl Mollath – und was der Fall mit abgeordnetenwatch.de zu tun hat
- Neu: Jetzt die Landtagsabgeordneten in Thüringen befragen
- Fragen und Antworten des Monats
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Vor einigen Tagen haben wir Post vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig bekommen: Eine „Ladung zur mündlichen Verhandlung“. Am 26. März 2020 wird das oberste deutsche Verwaltungsgericht darüber urteilen, ob die Bundestagsverwaltung interne Dokumente zu Parteispenden vor abgeordnetenwatch.de geheimhalten darf oder nicht. Die Ausgangslage ist ziemlich eindeutig: In den ersten beiden Instanzen haben wir in allen Punkten gewonnen. Zwei Gerichte haben festgestellt, dass die Transparenzblockade des Bundestages „rechtswidrig“ war.
Die Parlamentsverwaltung will die Veröffentlichung der Unterlagen jedoch unter allen Umständen verhindern – deswegen ist sie bis vor das Bundesverwaltungsgericht gezogen. Für uns und die Öffentlichkeit sind die Dokumente wichtig, weil wir mit ihnen mehrere fragwürdige Fälle in der Parteienfinanzierung durchleuchten wollen.
+++ Großspenden-Ticker: Hohe Überweisung an die SPD +++
Der Chemiekonzern Evonik hat der SPD kürzlich eine Großspende in Höhe von 80.000 Euro zukommen lassen. Auch auf den Konten von CDU, FDP und Grüne dürften in diesen Tagen Überweisungen von Evonik eingehen – so war es zumindest in den vergangenen Jahren. Die CDU erhielt zuletzt 80.000 Euro pro Jahr, FDP und Grüne bekommen traditionell jeweils 20.000 Euro.
Großspenden von mehr als 50.000 Euro müssen unverzüglich auf der Internetseite des Bundestages veröffentlicht werden. Spenden unterhalb dieser Schwelle werden erst mit großer Verzögerung in den Rechenschaftsberichten der Parteien öffentlich.
Petition „Lobbyspenden an Parteien verbieten!“ – hier unterschreiben
Impfpflicht, Klimaschutz, Agrarsubventionen: So stimmten Ihre Abgeordneten
Der Bundestag hat zuletzt wichtige Entscheidungen getroffen. Die Abgeordneten beschlossen mehrheitlich unter anderem eine Masernimpfpflicht, die Erhöhung der Luftverkehrssteuer sowie höhere Agrarsubventionen.
Wie ihre Abgeordneten gestimmt haben, erfahren Sie hier auf abgeordnetenwatch.de:
Erhöhung der Luftverkehrssteuer (Klimaschutzprogramm)
In der laufenden Legislaturperiode wurde im Bundestag bereits über viele wichtige Themen abgestimmt, unter anderem über ein Tempolimit, die Reform des §219a und mehrere Bundeswehreinsätze. Welche Position Ihre Wahlkreisabgeordneten eingenommen haben, erfahren Sie auf unseren Abstimmungsseiten.
Über Jahre war Gustl Mollath zu Unrecht in einer Psychiatrie untergebracht, nun hat sich das Justizopfer mit dem Freistaat Bayern auf eine Zahlung von 600.000 Euro geeinigt.
Der Fall Mollath war nicht nur ein bundesweit beachteter Justizskandal, sondern wurde auch zu einer Politaffäre, an deren Ende der Rücktritt der bayerischen Staatsministerin Christine Haderthauer stand. Ausgangspunkt dafür war die Frage von Ursula Prem, einer Bürgerin aus der Pfalz, über abgeordnetenwatch.de. Als Haderthauer die Fragestellerin mit einer nichtssagenden Antwort abspeiste, ließ diese nicht etwa locker, sondern fühlte sich erst recht herausgefordert – und begann zu recherchieren.
Neu: Jetzt die Landtagsabgeordneten in Thüringen befragen
Vier Wochen nach der Landtagswahl in Thüringen ist noch immer kein Regierungsbündnis in Sicht. Was dagegen feststeht ist, welche Abgeordneten in den kommenden Jahren die Interessen der Thüringer:innen vertreten werden. Am kommenden Dienstag trifft sich der neu gewählte Landtag zu seiner ersten Sitzung und schon jetzt können Sie über abgeordnetenwatch.de mit den 41 Landtagsabgeordneten in Kontakt treten.
Haben Sie Fragen zu den Koalitionsgesprächen oder anderen Themen? Hier können Sie Ihre Wahlkreisabgeordneten finden und befragen – die Eingabe Ihrer Postleitzahl genügt
Fragen und Antworten des Monats
Linken-Vergangenheit | Ein Fragesteller konfrontiert die Linken-Politikerin Kati Engel mit der Vergangenheit ihrer Partei. „Wie können Sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren, Mitglied und Kandidatin einer Partei zu sein, die sich - unter anderem Namen - vierzig Jahre lang in der DDR der Verletzung von Bürger- und Menschenrechten schuldig gemacht und unzählige Tote an der Innerdeutschen Grenze zu verantworten hat?“ Die Thüringer Landespolitikerin, die kürzlich in den Landtag eingezogen ist, antwortet: „Geschichte verarbeiten heißt für uns: in der kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte der SED und der DDR wie der eigenen Biografie zu besseren Einsichten und besserem Handeln zu kommen.“ Um die Diskussion fortzusetzen, hat Engel den Fragesteller in ihr Wahlkreisbüro eingeladen.
Lobbyisten-Hausausweise | Der CSU-Bundestagsabgeordnete Max Straubinger hat mit einer Antwort auf abgeordnetenwatch.de Irritationen bei einem Bürger ausgelöst. Darin behauptete Straubinger, vor einigen Jahren keinen Lobbyisten-Hausausweis für den Pharmakonzern Glaxo SmithKline bewilligt zu haben. Der Fragesteller konfrontiert den CSU-Politiker nun mit der offiziellen Hausausweis-Liste des Deutschen Bundestages, in der Straubingers Name neben dem des Unternehmens vermerkt ist. „Ich würde Sie um Aufklärung bitten,“ so der Fragesteller.
Abgeordneten-Watch | Die Frage eines Bürgers hat die SPD-Bundestagsabgeordnete Svenja Stadler zur Überarbeitung ihrer Internetseite bewegt. Dass Stadler dort behaupte, sie gehe keinerlei Nebentätigkeiten nach, sei falsch, so der Bürger – tatsächlich würden auf der offiziellen Bundestagsseite mehrere Tätigkeiten aufgeführt. Stadler antwortet, sie habe „nicht sauber formuliert“. Gemeint sei, dass sie keine bezahlten Ämter ausübe, sondern sich ehrenamtlich engagiere. Stadler sitzt u.a. im Präsidium eines DRK-Kreisverbandes und im Vorstand einer Hospitzstiftung.
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