Was hat es mit einer aktuellen 100.000 Euro-Spende an die CDU auf sich? Nach Informationen von abgordnetenwatch.de und SPIEGEL soll die Spende von der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) an Parteichef Friedrich Merz "übergeben" worden sein. Übergaben sind im Zusammenhang mit hohen Spendenbeträgen äußerst ungewöhnlich. Mehr dazu in diesem Newsletter. Weitere Themen: Warum die meisten Parteispenden seit mehr als zwei Jahren unter Verschluss sind – und wie ein Konzern des umstrittenen Investors René Benko erfolgreich in der Hauptstadt lobbyierte.
Die Übersicht:
- Recherche: 100.000 Euro von der DVAG: Ominöse Spendenübergabe an CDU-Chef Merz
- Die CDU, die DVAG und das Geld
- Hintergrund: Warum die meisten Parteispenden seit mehr als zwei Jahren unter Verschluss sind
- Recherche: Signa lobbyierte erfolgreich beim Berliner Senat
- Verkleinerung des Bundestags: So stimmten die Abgeordneten
- In eigener Sache: Freie Vollzeitstellen in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Datenjournalismus und als Product Owner:in
- Fragen und Antworten des Monats
Am häufigsten angeklickter Link im letzten Newsletter: Christian Lindners rätselhafte Kommunikation mit der BBBank
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100.000 Euro von der DVAG: Ominöse Spendenübergabe an CDU-Chef Merz
© | picture alliance / Flashpic | Jens Krick |
Eine hohe Spende aus der Finanzwirtschaft an die CDU bringt Parteichef Friedrich Merz in Erklärungsnot. Die Deutsche Vermögensberatung AG hat nach eigenen Angaben eine Spende in Höhe von 100.000 Euro an Merz "übergeben". Dies ist ungewöhnlich. In aller Regel erfolgen hohe Parteispenden per Überweisung auf ein Bankkonto.
Vergangene Woche Dienstag kam es nach Informationen von abgeordnetenwatch.de und SPIEGEL zu einem Treffen in der Parteizentrale. Weder CDU noch DVAG wollen sich zu den genauen Umständen der Spendenübergabe äußern. Der Konzern teilte mit, dies sei "von keiner Relevanz". Die Beteiligten beteuern, alles sei korrekt abgelaufen.
Mehr:
100.000 Euro von der DVAG: Ominöse Spendenübergabe an CDU-Chef Merz
Den Bericht des SPIEGEL finden Sie hier (€).
Die CDU, die DVAG und das Geld
© | picture alliance / dpa | Arne Dedert |
Die DVAG pflegt traditionell enge Kontakte in die Politik, doch besonders eng sind sie zur CDU. Als Helmut Kohl 1998 die Bundestagswahl verlor, wurde der Altkanzler wenig später Beiratsvorsitzender bei der Deutschen Vermögensberatung. Bis zu seinem Tod war er Ehrenvorsitzender des Gremiums (im Foto mit DVAG-Gründer Reinfried Pohl und Hessens früheren Ministerpräsident Volker Bouffier). Kohls ehemaliger Kanzleramtschef Friedrich Bohl fungierte viele Jahre als Vorstand und Aufsichtsrat der DVAG.
Die Verbindungen zur CDU existieren bis in die Gegenwart. Als der langjährige CDU-Generalsekretär Peter Tauber 2021 aus dem Bundestag ausschied, hatte er schnell eine neue Tätigkeit gefunden: als freiberuflicher Berater der DVAG. Für den Konzern hatte er schon früher gearbeitet.
Es ist aber nicht so, dass die DVAG nur auf die CDU setzt. Dem Beirat gehören zum Beispiel Brigitte Zypries (SPD), Hermann Otto Solms (FDP) und Frank Bsirske (Grüne) an.
Und auch beim Geld berücksichtigt die DVAG alle Parteien. Doch die CDU berücksichtigt sie mit besonders viel Geld. Kurz vor der letzten Bundestagswahl spendete die Deutsche Vermögensberatung der CDU 300.000 Euro – doppelt so viel wie an die FDP und dreimal so viel wie an SPD und Grüne. Seit der Jahrtausendwende hat die CDU mindestens 4 Millionen Euro von dem Konzern und dessen Tochterfirmen erhalten
Nun hat der Konzern erneut viel Geld an die CDU gespendet. Die Umstände der 100.000 Euro-Spende werfen viele Fragen auf, die die Partei bislang nicht beantworten will. Gab es tatsächlich eine "Spendenübergabe" an Parteichef Friedrich Merz, wie es die DVAG gegenüber uns und dem SPIEGEL formuliert? Falls ja: Wann und in welcher Form wurde die Spende übergeben? Und warum gab es überhaupt eine Übergabe und nicht wie üblich eine Banküberweisung?
Unabhängig von den ominösen Umständen der Spende zeigt das Beispiel, dass zu viel Nähe zwischen Konzernen und Parteien nicht gut ist in einer Demokratie. Finanzstarke Unternehmen verschaffen sich privilegierten Zugang in die Politik, indem sie gut vernetzte Ex-Politiker:innen an sich binden. Und die zum Teil horrenden Spenden führen dazu, dass es im Wahlkampf keine Chancengleichheit der Parteien gibt.
Wir sehen unsere Aufgabe darin, die Verflechtungen zwischen Politik und Wirtschaft transparent zu machen. Wenn Sie weitere Recherchen ermöglichen möchten, unterstützen Sie uns gerne. Da abgeordnetenwatch.de als gemeinnützig anerkannt ist, können Sie Ihre Förderung übrigens steuerlich absetzen.
Hintergrund: Warum Parteispenden seit mehr als zwei Jahren unter Verschluss sind
© | Pixabay |
Die meisten Parteispenden aus dem Wahljahr 2021 sind bis heute nicht öffentlich. Grund sind nach Informationen von abgeordnetenwatch.de Probleme in der Bundestagsverwaltung. Eine geplante Veröffentlichung der Rechenschaftsberichte wurde bereits verschoben – und es könnte noch Wochen dauern, bis die Spenden transparent werden.
Mehr:
Warum Parteispenden seit mehr als zwei Jahren unter Verschluss sind
Recherche: Signa lobbyierte erfolgreich beim Berliner Senat
© | picture alliance / Bildagentur-online/Schoening | Bildagentur-online/Schoening |
Der Immobilienkonzern Signa von Investor René Benko (Galeria Karstadt Kaufhof) hat mehrere umstrittene Bauprojekte in der Hauptstadt. Nach Recherchen von abgeordnetenwatch.de und Tagesspiegel konnte sich das Unternehmen immer wieder gegenüber der Politik durchsetzen – mit Druck und Schmeicheleien. Das zeigen interne Unterlagen, die wir veröffentlichen.
Mehr:
Signa lobbyierte erfolgreich beim Berliner Senat
Verkleinerung des Bundestags: So stimmten die Abgeordneten
© | DBT/Thomas Trutschel/photothek.net |
Mit den Stimmen von SPD, Grünen und FDP hat der Bundestag eine Reform des Wahlrechts beschlossen. Damit soll eine Verkleinerung des Bundestags auf maximal 630 Abgeordnete erreicht werden. Die Reform ist umstritten. CSU und Linkspartei sehen sich durch das neue Wahlrecht benachteiligt und haben Verfassungsbeschwerde angekündigt.
Bei der Abstimmung im Bundestag stimmten mehrere Abgeordnete von SPD und AfD anders als die große Mehrheit in ihrer Fraktion. Das Abstimmungsverhalten aller 736 Abgeordneten finden Sie hier:
Neues Wahlrecht: So stimmten die Abgeordneten
In eigener Sache: Freie Vollzeitstellen in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Datenjournalismus und als Product Owner:in
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Fragen und Antworten des Monats
- Deutsche Bahn: Ein Bürger will von dem Bundestagsabgeordneten Detlef Müller wissen: "Wie kann es sein, dass der Bahnvorstand eine saftige Gehaltserhöhung erhält, aber die Beschäftigten, die maßgeblich an der Verkehrswende beteiligt sind, in die Röhre schauen?" Eine Antwort des SPD-Politikers und gelernten Lokomotivführers liegt noch nicht vor. Hier können Sie sich per Mail benachrichtigen lassen.
- "Fresse halten": Ein Fragesteller schreibt dem Berliner Landespolitiker Ferat Koçak: "Halten Sie es für sozial, einem Twitter-Nutzer, der Ihnen eine negative Reaktion geschrieben hat, 'Einfach fresse halten!' zu schreiben?" Der Politiker, der für die Linkspartei im Berliner Abgeordnetenhaus sitzt, schreibt in seiner Antwort, bei besagtem Tweet habe es sich nicht um eine negative Reaktion gehandelt. "Das war keine Kritik sondern die Relativierung des rechten Anschlags auf meine Familie und mich, den wir nur durch Glück überlebt haben." Der Umgang damit sei seine persönliche Sache. "Also 'einfach mal Fresse halten' gilt auch für Sie!"
- Wahlrecht: Als einer von zwei Mitgliedern seiner Fraktion hat der SPD-Bundestagsabgeordnete Erik von Malottki gegen das neue Wahlrecht gestimmt (s. oben). In einer Antwort an einen Bürger erklärt der Politiker, er sei zwar auch für eine Verkleinerung des Bundestags. Aus mehreren Gründen könne er die Reform aber nicht mittragen. Er vertrete unter anderem die Meinung, dass eine Änderung des Wahlrechts "immer von einer breiten parlamentarischen und gesellschaftlichen Mehrheit getragen werden" sollte. Dies sei in diesem Fall aber nicht so. "Bei grundlegenden Änderungen des Wahlrechts mit knappen Mehrheiten besteht die Gefahr, dass das Wahlrecht zum Teil der tagespolitischen Auseinandersetzung wird und so viel stärker politisiert wird."
Haben auch Sie Fragen an die Abgeordneten im Bundestag, den Landtagen oder dem EU-Parlament? Hier geht es zur Fragemöglichkeit auf abgeordnetenwatch.de:
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