Die derzeitigen „Transparenzpflichten“ für Parteispenden spotten eigentlich jeder Beschreibung. Erst jetzt sind wieder mehrere Jahre alte Spenderlisten öffentlich geworden die zeigen, wie Millionensummen aus der Wirtschaft an Parteien wanderten. Mehr zu diesem und zu anderen Themen im folgenden Newsletter.
Die Themen:
Jahrelang unter Verschluss: Die Spenderlisten der Parteien
Neue Großspenden: BMW-Erben und Beteiligungsfirma zahlen Viertelmillion Euro an die FDP
Parteispenden-Klage von abgeordnetenwatch.de: Darum brauchen wir Ihre Unterstützung
Unsere Transparenzaktion #GläserneGesetze: Bundesregierung erbittet Bedenkzeit
Ehe für alle, Bundeswehrabzug Türkei, Parteienfinanzierung: So stimmten Ihre Abgeordneten
Der Traum vom Bundestag: Was Einzelbewerber antreibt
Jetzt die neuen Abgeordneten in NRW und Schleswig-Holstein befragen
Fragen und Antworten des Monats
Eine Bitte: Wenn Sie die Sozialen Netzwerke nutzen, liken Sie uns doch bei Facebook bzw. folgen Sie uns bei Twitter, was aktuell 87.341 bzw. 24.463 Menschen tun. Teilen Sie gerne auch den Link zu diesem Newsletter – so erreichen wir mit unserer Arbeit noch mehr Menschen und können noch mehr bewirken! In unserem Recherche-Blog finden Sie weitere Ergebnisse unserer Arbeit. Was wir bereits erreicht haben, können Sie auf unserer Erfolge-Seite nachlesen. Unterstützen können Sie uns durch regelmäßige und einmalige Spenden.
Jahrelang unter Verschluss: Die Spenderlisten der Parteien
Fast 11 Mio. Euro haben Unternehmen und Lobbyverbände im Jahr 2015 an Parteien gezahlt, doch das war - genauso wie die Identität der meisten Spender - bislang unbekannt. Erst jetzt hat die Bundestagsverwaltung die Spenderlisten still und leise ins Netz gestellt. Sie zeigen, wer zu den Geldgebern von Union, SPD und Grünen gehört: Autokonzerne wie Daimler genauso wie die Versicherungsindustrie, die Tabaklobby und die Chemiewirtschaft. Als einzige Bundestagspartei hat die Linke keine meldepflichtigen Unternehmensspenden erhalten.
Übersicht: Von diesen Lobbyisten erhielten die Parteien ihre höchsten Spenden
Die Spenderlisten der nicht im Bundestag vertretenen Parteien, darunter FDP und AfD, wurden für 2015 noch nicht veröffentlicht.
„Lobbyistenspenden an Parteien verbieten“ - hier Petition zeichnen. Bislang haben sich schon 52.036 Menschen unserer Forderung angeschlossen.
Auch im Wahljahr 2017 fließen reichlich Gelder aus der Wirtschaft an Parteien. Anfang der Woche wurden gleich mehrere Großspenden an die FDP bekannt, da sie jeweils über 50.000 Euro lagen und daher unverzüglich veröffentlicht werden mussten.
150.000 Euro überwies die R+W Industriebeteiligungen GmbH auf das Parteikonto. Das weitgehend unbekannte Beteiligungsunternehmen, hinter dem der Manager Walter Wübben (ehemals Damp-Privatkliniken) steckt, hatte den Liberalen bereits im April 56.000 Euro gespendet.
Jeweils 50.001 Euro erhielt die Partei von den Geschwistern Susanne Klatten und Stefan Quandt. Die BMW-Erben sind regelmäßige Großspender von FDP und CDU
Unsere Transparenzaktion #GläserneGesetze: Bundesregierung erbittet Bedenkzeit
Weil die Bundesministerien tausende Lobbypapiere unter Verschluss hält, muss sie nun mit einer großen Zahl an Anträgen von Bürgerinnen und Bürger klarkommen, die eine Herausgabe verlangen. In der ersten Woche unserer Transparenzaktion #GläserneGesetze sind mehr als 1.600 Anträge auf Grundlage des Informationsfreiheitsgesetzes bei den Ministerien eingegangen – so viel wie im gesamten Jahr 2016. Mit der Aktion wollen wir herausfinden, ob Formulierungen aus den Lobbypapieren Eingang in Gesetzestexte gefunden haben.
Nun ist Bewegung in die Aktion gekommen: Bei einem Gespräch auf Einladung des Bundesinnenministeriums haben wir am Donnerstag unmissverständlich klar gemacht, dass die Lobbypapiere bis zur Bundestagswahl veröffentlicht sein müssen - entweder auf freiwilliger Basis oder durch Herausgabe der gut 1.600 beantragten Dokumente an die Bürgerinnen und Bürger. Die zuständigen Beamten erbaten sich Zeit bis zum kommenden Donnerstag, um zwischen allen Ministerien eine Entscheidung zu treffen. Bis dahin haben wir #GläserneGesetze vorrübergehend ausgesetzt. Sollte sich die Bundesregierung weigern, die Lobbypapiere von sich aus offenzulegen, werden wir unsere Transparenzaktion mit neuem Schwung wieder aufnehmen!
- "Neue Initiative will Lobbyismus offenlegen": Der ARD-Hörfunk über unsere Aktion #GläserneGesetze - und einen ersten Erfolg
- Was wir mit #GläserneGesetze wollen - erklärt von Arne Semsrott von unserem Projektpartner FragDenStaat.de (Interview mit Detektor.fm, mp3)
Ehe für alle, Bundeswehrabzug Türkei, Parteienfinanzierung: So stimmten Ihre Abgeordneten
Vor der Sommerpause hat der Bundestag zahlreiche Entscheidungen getroffen. Vollkommen überraschend wurde in der letzten Sitzung vor der Wahl die Ehe für Alle beschlossen. Namentlich abgestimmt wurde zuvor auch über die Verlegung der Bundeswehr aus dem türkischen Incirlik nach Jordanien und eine Grundgesetzänderung, durch die verfassungsfeindliche Parteien von der staatlichen Parteienfinanzierung ausgeschlossen werden. Wie Ihre Wahlkreisabgeordneten gestimmt haben, erfahren Sie durch Eingabe der Postleitzahl:
Verlegung der Bundeswehr von Incirlik nach Jordanien
Bundeswehreinsatz Kosovo | Bundeswehreinsatz im Mittelmeer
Keine staatliche Finanzierung für verfassungsfeindliche Parteien
Abschaffung von sachgrundlos-befristeten Arbeitsverträgen
Nicht namentlich war dagegen die Abstimmung über den umstrittenen Staatstrojaner, also das Verwanzen von Mobiltelefonen zum Mitlesen von Whatsapp-Nachrichten durch die Sicherheitsbehörden. Das Gesetz wurde von Union und SPD gegen die Stimmen von Grünen und Linkspartei beschlossen. Mit Nein – und damit gegen ihre Fraktion - stimmten auch die beiden SPD-Netzpolitiker Saskia Esken und Lars Klingbeil.
In den vergangenen Jahrzehnten wurden zahlreiche Sicherheits- und Überwachungsgesetze verabschiedet. Welche Parteien die oft höchst umstrittenen Gesetze beschlossen haben und wer dagegen stimmte, zeigt eine Übersicht auf der Internetseite daten-speicherung.de.
Warum treten so viele Einzelbewerberinnen und Einzelbewerber zur Bundestagswahl an, auch wenn sie so gut wie keine Chance haben? Konrad Dippel aus Bayern ist ein solcher Kandidat und von seinem Einzug in den Bundestag überzeugt. Wir haben mit ihm gesprochen.
Jetzt die neuen Abgeordneten in NRW und Schleswig-Holstein befragen
Ab sofort können Sie die Abgeordneten in den neu gewählten Landtagen von Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein öffentlich über abgeordnetenwatch.de befragen. Interessant ist dies in Hinblick auf die gerade abgeschlossenen Koalitionsverhandlungen, aber natürlich auch zu allen anderen Themen. Seit kurzem sind übrigens auch die Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses wieder über abgeordnetenwatch.de befragbar.
Frage stellen an die Landtagsabgeordneten in
Die Abgeordneten in weiteren Landtagen finden Sie hier auf abgeordnetenwatch.de.
Fragen und Antworten des Monats
- Seine Antwort zum Thema Autobahnprivatisierung beginnt der SPD-Abgeordnete Johannes Kahrs mit dem Beispiel einer Grillparty: „Stellen Sie sich vor, Sie planen mit Freunden eine Party, und jeder bekommt den Auftrag, sich um etwas zu kümmern – Grillfleisch, Getränke, Musik. Sie bezahlen, aber die Freunde erledigen die Aufträge entweder, wie sie es für richtig halten, oder gar nicht: "Tofu sah irgendwie besser aus", "Was spricht gegen Bier mit Ananas-Geschmack?", "sorry, war zu spät dran".“
- Meinungsänderungen bei Spitzenleuten der Politik findet der CSU-Abgeordnete Josef Göppel „oft nervig“. Manchmal könnten sie aber auch nützlich sein – so wie z.B. bei Angela Merkel und Horst Seehofer.
- Befragt nach der Diätenerhöhung rechnet die SPD-Bundestagsabgeordnete Susanne Mittag vor, dass sie einen „Stundenlohn von 35 Euro bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von rund 60 bis 70 Stunden“ habe. Dies sei „ohne Zweifel ein gutes Einkommen“.
Haben auch Sie eine Frage an Abgeordnete?
Hier geht es zur Fragefunktion auf abgeordnetenwatch.de.
Wenn Sie diesen Newsletter interessant fanden, leiten Sie diese Mail gerne an Freunde und Bekannte weiter oder teilen Sie diesen Link. Abonnieren können diese unseren Newsletter hier (natürlich kostenlos und jederzeit wieder abbestellbar).
Wenn Sie unsere Arbeit für Transparenz und gegen geheimen Lobbyismus unterstützen möchten, finden Sie hier unsere Spendenseite.