Immer wieder sorgt der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer für Schlagzeilen. Nun bringen ihn gemeinsame Recherchen von abgeordnetenwatch.de und dem Magazin STERN wegen einer Geschäftsbeziehung zu einem dubiosen Onlineshop in Erklärungsnot. Mehr zu diesem und zu anderen Themen im folgenden Newsletter.
Unsere Themen:
- CDU-Abgeordneter nahm Bestellungen für dubiosen Maskenhändler entgegen
- Tag der Entscheidung für abgeordnetenwatch.de
- Ausnahmen von Corona-Regeln: Agrarlobby machte Druck hinter den Kulissen
- Bundeswehreinsätze verlängert – so stimmten Ihre Abgeordneten
- Nutzungsumfrage zu abgeordnetenwatch.de – jetzt noch mitmachen
- Fragen und Antworten des Monats
Meist geklickter Artikel aus dem vorherigen Newsletter: Wie das Verkehrsministerium die Maut-Aufklärung erschweren wollte
© | Martin Kraft | CC BY-SA 3.0 (Foto Irmer) |
In der Corona-Krise versuchen zahlreiche Unternehmen, von der großen Nachfrage nach Schutzmasken und Desinfektionsmitteln zu profitieren – Verbraucherschützer:innen warnen vor unseriösen Angeboten und „Mondpreisen“. Recherchen von abgeordnetenwatch.de und dem Magazin STERN haben nun den CDU-Bundestagsabgeordneten Hans-Jürgen Irmer in Erklärungsnot gebracht: Über seine Gratiszeitung „Wetzlar Kurier“ nahm Irmer für den windigen Onlineshop eines Parteifreundes Bestellungen für Schutzmasken und Desinfektionsmittel entgegen. Bei einer Testbestellung von abgeordnetenwatch.de wurde von dem Shopbetreiber zwar Geld abgebucht, geliefert wurde die Ware nicht.
CDU-Abgeordneter nahm Bestellungen für dubiosen Maskenhändler entgegen
Der STERN veröffentlichte die gemeinsame Recherchere mit abgeordnetenwatch.de auf seinem Internetportal: Der CDU-Abgeordnete Irmer und seine Verbindung zu einem Maskenhändler
Tag der Entscheidung für abgeordnetenwatch.de
© | Fred Romero | Wikimedia | CC BY 2.0 |
Dieser Mittwoch wird für uns ein sehr wichtiger Tag. Denn dann entscheidet das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig über unsere Transparenzklage gegen den Bundestag – in einem Rechtsstreit, der inzwischen schon mehr als vier Jahre dauert.
Zur Erinnerung: Die Parlamentsverwaltung will vor uns und der Öffentlichkeit geheim halten, wie sie Parteispenden prüft und wie intensiv sie dubiosen Lobby-Zahlungen an Parteien nachgeht. Bislang haben alle Gerichte zu unseren Gunsten geurteilt.
Mit unserer Klage wollen wir erreichen, dass sich der Bundestag bei der Prüfung der Parteifinanzen über die Schulter schauen lässt und uns zum Beispiel seine Prüfunterlagen herausgibt. Denn immer wieder passieren merkwürdige Dinge. Vor einigen Jahren etwa wurde ein kritischer Beamter, der die FDP-/Möllemann-Spendenaffäre aufklären sollte, urplötzlich versetzt. In einem anderen Fall recherchierten wir, dass die Bundestagsverwaltung zwar einen Verstoß der CDU gegen das Parteiengesetz feststellte, aber auf eine Strafzahlung verzichtete (es ging um die Annahme einer unrechtmäßigen Konzernspende aus Aserbaidschan).
Wir wollen diese und andere Fälle aufklären!
Um den fragwürdigen Vorgängen auf den Grund zu gehen und notfalls weitere Klagen einzureichen, möchten wir Sie um Unterstützung bitten. Ihre Förderung von abgeordnetenwatch.de ist ein Beitrag für mehr Transparenz in der Politik und eine Investition in unsere Demokratie!
Ihre Förderbeiträge können Sie übrigens von der Steuer absetzen.
Mitten in der Corona-Krise beschloss die Bundesregierung Ausnahmen von den strengen Hygienevorschriften für die Landwirtschaft. Dass dies auf intensive Lobbyarbeit zurückging, war zu vermuten, doch nun gibt es dafür Belege. Wenige Tage vor der Entscheidung der Bundesregierung traf sich die Agrarlobby mehrfach mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und deren Staatssekretärin zum Thema Sondergenehmigungen für ausländische Erntehelfer:innen. Stets anwesend: Der deutsche Bauernverband. Die Gespräche fanden hinter verschlossenen Türen statt und waren sehr einseitig besetzt. Gewerkschaften etwa waren nicht vertreten – ob Epidemiolog:innen teilnahmen, bleibt unklar.
Ausnahmen von Corona-Regeln: Agrarlobby machte Druck hinter den Kulissen
Corona-Spezial: Auf einer Sonderseite haben wir Wissenswertes zur Covid 19-Pandemie für Sie zusammengetragen, u.a. das Abstimmungsverhalten von Abgeordneten, Recherchen, Video-Interviews mit Politiker:innen und interessante Fragen und Antworten.
Bundeswehreinsätze verlängert – so stimmten Ihre Abgeordneten
Der Bundestag hat die Verlängerung mehrere Auslandseinsätze der Bundeswehr beschlossen. Auf abgeordnetenwatch.de erfahren Sie, wie die Abgeordneten aus Ihrem Wahlkreis gestimmt haben (einfach PLZ eingeben):
Auf unserer Abstimmungsseite für den Bundestag erfahren Sie auch zu anderen wichtigen Themen, wie Ihre Abgeordneten gestimmt haben – unter anderem zu Corona-Maßnahmen, Organspende oder Tempolimit.
Nutzungsumfrage zu abgeordnetenwatch.de – jetzt noch mitmachen
Wer sind Sie, liebe Leser:innen, wie sind Sie zu abgeordnetenwatch.de gekommen – und was wünschen Sie sich von unserer Plattform? Um abgeordnetenwatch.de weiter zu verbessern, haben wir kürzliche eine Nutzungsumfrage gestartet. Sollten Sie noch nicht mitgemacht haben, würden wir uns über 5-10 Minuten Ihrer Zeit und Ihre Antworten sehr freuen! Die Umfrage ist noch bis einschließlich diesen Montag geschaltet.
Fragen und Antworten des Monats
- Hass | Die Bundestagsabgeordnete Zaklin Nastic (Die Linke) schildert in einer Antwort den alltäglichen Hass, der ihr entgegen schlägt: „Walter R., ein rechter Facebook-Nutzer, schlug in Bezug auf mich vor, 'diese saublöde Kuh nach Nordkorea zu schicken', wo es ja bekanntermaßen sehr viele Arbeitslager gibt. Auch Neoliberale mischen bei diesen rechten Shitstorms gerne mit. Der Twitter-Nutzer Janek G. schlug z.B. unter dem Beitrag der FDP-Abgeordneten Sandra W. vor, mich in einen Gulag zu sperren. Statt einer klaren Distanzierung folgte von der Kollegin W. lediglich ein 'soweit vielleicht nicht'-Kommentar.“ Alles aufzuzählen, was sie an Beleidigungen und Bedrohungen erreiche, „würde den Rahmen dieser Antwort sprengen“, so Nastic.
- Kohle | Der CDU-Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich lässt gegenüber einem Kohle-kritischen Fragesteller durchblicken, dass er mit ihm grundsätzlich auf einer Linie liegt: „Vielleicht wissen Sie, dass ich von vielen eher für einen 'grünen' CDU'ler gehalten werde und mir Themen wie Atomausstieg, Kohleausstieg und Klimaneutralität tatsächlich wichtig sind.“ Gerne könne man einmal persönlich diskutieren.
- „Bindingsteuer“ | Der SPD-Bundestagsabgeordnete Lothar Binding beschreibt in einer äußerst kurzweiligen Antwort, wie er den Grund für viele ähnliche Fragen an ihn aufspürte. Auszug: „Nach einiger Zeit entstand der Eindruck, als hätten sich die Fragesteller hier miteinander abgestimmt. Deshalb habe ich in dieser Richtung eine kurze Internetrecherche betrieben und bin auch schnell fündig geworden. Einige Nutzer präsentieren ganz eigene, interessante Theorien zur Entstehung der genannten gesetzlichen Regelung. Am 15.05.2020 schreibt bsw. der Nutzer „startvestor“: „Die Bindingsteuer wird 2021 zum Einsatz kommen“. Bislang war mir noch gar nicht bekannt, dass eine Steuer nach mir benannt wurde. (…) Es ist in der Tat üblich, dass ich Gesetze, die mir besonders am Herzen liegen, im Alleingang formuliere, im Kabinett durchdrücke und im Bundesrat und Bundestag beschließe. Deshalb verteidige ich auch unsere Demokratie. Es geschieht was ich sage.“
Haben auch Sie Fragen an die Abgeordneten im Bundestag, den Landtagen oder dem EU-Parlament? Hier geht es zur Fragemöglichkeit auf abgeordnetenwatch.de:
Bundestag | EU-Parlament | Baden-Württemberg | Bayern | Berlin | Brandenburg | Bremen | Hamburg | Hessen | Mecklenburg-Vorpommern | Niedersachsen | Nordrhein-Westfalen | Rheinland-Pfalz | Saarland | Sachsen | Sachsen-Anhalt | Schleswig-Holstein | Thüringen
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