Bevor Sie weiter unten unseren gewohnten Newsletter lesen, ein paar Sätze in eigener Sache.
Auf den Tag genau vor 15 Jahren saßen wir in einem spartanisch eingerichteten Büro in Hamburg und warteten gespannt darauf, was als nächstes passieren würde. Es war die Geburtsstunde von abgeordnetenwatch.de. Wohl niemand von uns konnte sich in diesem Moment vorstellen, dass wir einmal strengere Veröffentlichungspflichten für Abgeordnete anstoßen würden oder den Bundestag erfolgreich auf Offenlegung einer Lobbyliste verklagen. Auch dass prominente Politiker sich derart über unsere Recherchen ärgern, dass sie uns als „unseriös“ (Peter Ramsauer) oder als „kommerziellen Haufen“ (Peer Steinbrück) verunglimpfen, ahnten wir am 8. Dezember 2004 noch nicht. Statt dessen bastelten wir uns damals mit Filzstift, Schere und Kleber ein Plakat, um auf unser neues Internetportal aufmerksam zu machen.
Neben dem, was wir in den vergangenen 15 Jahren politisch bewegt haben (sogar Union und FDP sind nun nicht mehr gegen ein Lobbyregister!), freut uns eine Sache besonders: dass wir finanziell unabhängig sind! Einmal sagte ein Abgeordneter ganz offen: Schade, dass ihr keine öffentlichen Mittel bekommt, sonst könnten wir euch den Geldhahn abdrehen.
Auch wenn einige in Berlin und Brüssel sich dies wünschen: Niemand in der Politik kann uns den Geldhahn zudrehen. Denn es sind Menschen aus Erfurt und aus Ingolstadt, aus Bochum und aus Wilhelmshaven, die mit ihren Spenden die Unabhängigkeit von abgeordnetenwatch.de sichern!
Unser Dank gilt allen, die abgeordnetenwatch.de ermöglichen – sei es durch ihre regelmäßigen und einmaligen Spenden oder dadurch, dass sie unsere Recherchen verbreiten oder in ihrem Bekanntenkreis von abgeordnetenwatch.de erzählen.
Ganz herzlichen Dank auch für den vielen Zuspruch, den wir von Ihnen erfahren. Das tut nicht nur gut, sondern ist für uns ein zusätzlicher Ansporn, sich jeden Tag für mehr Transparenz und gegen geheimen Lobbyismus einzusetzen.
Wir haben noch eine Bitte, oder, wenn man so will: einen Geburtstagswunsch. Wir haben uns vorgenommen, mit 8.500 Förder:innen ins neue Jahr zu starten und wir sind kurz davor: Es fehlen nur noch 61 Menschen, die unsere Arbeit mit einer regelmäßgen Spende unterstützen. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns dabei helfen, dieses Ziel bis Jahressende noch zu erreichen. Sind Sie dabei? Hier können Sie Förder:in von abgeordnetenwatch.de werden. (Für Ihren Förderbeitrag erhalten Sie eine Spendenquittung, die wir Ihnen Anfang 2020 zuschicken.)
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre mit dem nun folgenden Newsletter.
Im Namen des gesamten abgeordnetenwatch.de-Teams
Gregor Hackmack und Boris Hekele
Gründer und Geschäftsführer von abgeordnetenwatch.de
Unsere Themen:
Freundschaftsdienst vom Staatssekretär: Wie eine Großkanzlei an Informationen aus dem Wirtschaftsministerium gelangte
abgeordnetenwatch.de macht internationale Korruptionswächter:innen auf Missstände aufmerksam
+++ Seitenwechsel-Ticker: CDU-Politiker geht zur Immobilienlobby | Gabriel arbeitet als Berater +++
Stellenausschreibung: Wir suchen Verstärkung (Campaigner:in | Drupal-Entwickler:in)
Fragen und Antworten des Monats
Freundschaftsdienst vom Staatssekretär: Wie eine Großkanzlei an Informationen aus dem Wirtschaftsministerium gelangte
Interne Dokumente aus dem Bundeswirtschaftsministerium zeigen, wie der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Bareiß einer großen Beratungsgesellschaft einen Gefallen tat. Der CDU-Politiker ließ von seinen Beamten Informationen zur Energiepolitik zusammenstellen – ganz nach den Wünschen der Großkanzlei Baker Tilly. Dort arbeitet ein Parteifreund, der wiederum einem potentiellen Klienten etwas Gutes tun wollte.
An diesem Montag reist eine Delegation des Europarates nach Berlin, um die Transparenzregeln in Deutschland unter die Lupe zu nehmen. Bei einem Treffen mit abgeordnetenwatch.de und zwei weiteren Initiativen wollen die Korruptionswächter:innen von GRECO in Erfahrung bringen, was hierzulande im Argen liegt. Diese Missstände (und Lösungsvorschläge) werden wir der Delegation mit auf dem Weg geben:
+++ Seitenwechsel-Ticker: CDU-Politiker geht zur Immobilienlobby | Gabriel arbeitet als Berater +++
Zwei hochrangige Bundespolitiker kehren der Politik den Rücken und wechseln in die Wirtschaft:
Der CDU-Bundestagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretär Oliver Wittke soll Hauptgeschäftsführer des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) werden. In dem Lobbyverband haben sich große Immobilienkonzerne wie Strabag, Vonovia und Vivawest Wohnen zusammengeschlossen. Wittke hatte Kanzlerin Merkel kürzlich um Entlassung aus seinem Staatssekretärsamt gebeten, seinen Lobbyjob soll er jedoch erst im nächsten Herbst aufnehmen. Grund für die Verzögerung ist die sogenannte Karrenzzeitregelung: Danach kann hochrangigen Regierungsmitgliedern eine Beschäftigung untersagt werden, wenn durch ihren Seitenwechsel öffentliche Interessen beeinträchtigt werden.
Ex-Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) arbeitet seit kurzem als „Senior Advisor“ für das US-Beratungsunternehmen Eurasia Group, wo er als "Experte für europäische Angelegenheiten" tätig ist. Gabriel hatte sein Bundestagsmandat zum 1. November niedergelegt. Der frühere SPD-Chef war auch als neuer Präsident des Automobilverbandes VDA im Gespräch, in dem sich unter anderem Daimler, Volkswagen und BMW zusammengeschlossen haben. Diesen Lobbyposten wird nun laut Medienberichten die frühere Staatsministerin im Bundeskanzleramt, Hildegard Müller (CDU), übernehmen.
Stellenausschreibung: Wir suchen Verstärkung (Campaigner:in | Drupal-Entwickler:in)
Interesse an einer spannenden und sinnstiftenden Tätigkeit? Wir suchen ab sofort Verstärkung in verschiedenen Bereichen und haben folgende Vollzeit-Stellen ausgeschrieben:
Fragen und Antworten des Monats
Schülerfrage I | Ein 15-jähriger schreibt an den Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter: „Wenn man sich Bundestagssitzungen auf YouTube anschaut wird deutlich, dass Sie oftmals durch, ich nenn es jetzt einfach mal: stumpfes Rumbrüllen auffallen. Ich wollte Sie fragen, warum Sie das tun?“ Hofreiter lässt sein Büro-Team ausrichten: „Herr Hofreiter kommentiert übrigens lediglich Falschbehauptungen durch Zwischenrufe. Außerdem gehört es für ihn zum demokratischen Selbstverständnis, dass er rechtsextremistische, antifeministische und antisemitische Aussagen immer und zu jeder Zeit anprangert und bekämpft - im Plenum und auch auf der Straße.“
Schülerfrage II | Ein Schüler stellt dem CDU-Bundestagsabgeordneten Matthias Zimmer diese drei Fragen: 1. Was belastet Sie an ihrer Arbeit? 2. Was stört Sie an ihrer und anderen Partei/en? 3. Ihre Meinung zu Linken und AfD? - Herausgekommen ist eine persönliche, selbstkritische und lesenswerte Antwort.
Björn Höcke | Im thüringischen Landtagswahlkampf schrieb ein Bürger dem AfD-Spitzenkandidaten Björn Höcke: „Sie werben in Ihrem Wahlkampf mit 'Wende 2.0' bzw. haben selbst eine 'Wende um 180°' als Ziel formuliert. Welchen persönlichen Beitrag haben Sie zur 'Wende 1.0' im Jahr 1989 beigetragen?“ Höcke hat die Frage bislang unbeantwortet gelassen.
Haben auch Sie Fragen an die Abgeordneten im Bundestag, den Landtagen oder dem EU-Parlament? Hier geht es zur Fragemöglichkeit auf abgeordnetenwatch.de:
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Wenn Sie unsere Arbeit für Transparenz und gegen geheimen Lobbyismus unterstützen möchten, finden Sie hier unsere Spendenseite. Eine Spendenbescheinigung schicken wir Ihnen Anfang 2020 per Mail zu.