Wahlsieger - und die Fakten

CDU/CSU und SPD präsentieren sich als Wahlsieger. Die Union verzeichnete den größten Stimmenanteil aller Parteien. Und die SPD hat knapp 7 Prozent im Vergleich zur Europawahl 2009 hinzugewonnen.Setzt man diese schlichten Tatsachen allerdings in den entsprechenden Kontext, ergibt sich - nun ja - ein recht bescheidenes Bild.

von Martin Reyher, 26.05.2014
  • "Sieben Prozent - das ist der größte Zugewinn, den die SPD bei einer deutschlandweiten Wahl jemals erreicht hat. Der Wahlsieg trägt einen Namen, und der lautet Martin Schulz", sagte SPD-Chef Sigmar Gabriel.
  • "Vielen Dank", sagte Martin Schulz. "Das ist ein großer Tag für die SPD."
  • "Wir freuen uns über das gute Ergebnis für CDU und CSU in Deutschland", sagte CSU-Spitzenkandidat Markus Ferber.
  • "Wir haben die Wahl gewonnen. Mit Angela Merkel an der Spitze", sagte CDU-Spitzenkandidat David McAllister.

So klingen Wahlsieger.

Und recht haben sie: Die Union verzeichnete den größten Stimmenanteil aller Parteien. Und die SPD hat knapp 7 Prozent im Vergleich zur Europawahl 2009 hinzugewonnen.

Setzt man diese schlichten Tatsachen allerdings in den entsprechenden Kontext, ergibt sich - nun ja - ein recht bescheidenes Bild. Und dann sehen die Fakten so aus:

Von den Wahlberechtigten in Deutschland haben sich 16,8 Prozent für CDU und CSU entschieden, die SPD wurde von 13,0 Prozent gewählt (Quelle: SZ). 52,3 Prozent wählten dagegen: weder CDU, CSU, SPD - noch eine andere Partei.


Für die CSU war es das schlechteste Abschneiden bei allen bisherigen Europawahlen, für die CDU das zweit- und für die SPD das drittschlechteste:

Quelle: Wikipedia / Grafik: abgeordnetenwatch.de

Stellt man die bisherigen Ergebnisse der Parteien grafisch dar, ergibt sich dieses Bild (wobei der orange Balken die Bandbreite der bisherigen Wahlergebnisse anzeigt und der blaue Punkt das Ergebnis bei der Europawahl 2014 markiert):

Quelle: Wikipedia / Grafik: abgeordnetenwatch.de


Nachtrag:

Auf unserer Facebookseite weist ein User darauf hin, dass die Ergebnisse der CSU vor der Wende nicht mit denen nach der Wende vergleichbar sind. Dies ist zutreffend, da die CSU als bayerische Regionalpartei in einem vereinigten Deutschland mehr Stimmen holen muss um bundesweit auf einen Prozentwert X zu kommen als in der alten Bundesrepublik. Allerdings ist das CSU-Ergebnis dieser Europawahl auch dann das mit großem Abstand schlechteste, wenn man nur den Stimmenanteil in Bayern zur Grundlage nimmt:

1. 64,0 % (1999)
2, 62,5 % (1979)
3. 57,4 % (2004)
4. 57,2 % (1984)
5. 48,9 % (1994)
6. 48,1 % (2009)
7. 45,4 % (1989)
8. 40,5 % (2014)

Quelle: Wikipedia
 

Mitarbeit: Fabian Hanneforth

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