Von Simon Schnetzer *
Wie können junge Menschen in Deutschland ein politisches System verändern, das veraltet, nicht nachhaltig und ungerecht ist? Diese Frage beschäftigte mich, als ich das Projekt "junge Deutsche" startete. Aufgrund enttäuschender Arbeitserfahrungen bei den Vereinten Nationen war mir klar, dass die Lösung nicht von oben kommen kann, sondern sich aus der jungen Bevölkerung heraus entwickeln muss. Meine Idee war, dass junge Menschen mithilfe einer transparenten und partizipativen Befragungsmethode selbst ihre Interessen erforschen, Potenziale und Defizite aufdecken und sich auf der Grundlage von Zahlen und erklärenden Geschichten für Veränderungen einsetzen.
Von den Alpen bis zur Alster
2010 habe ich mich eigeninitiativ und aus Ersparnissen auf die Reise gemacht, in zwei Monaten, per Fahrrad und Couchsurfing in ganz Deutschland die Situation junger Menschen zu dokumentieren. Daraus entstand die erste Studie über das Leben und Erwachsenwerden, in Zahlen und Geschichten, aus der Sicht junger Menschen in Deutschland ("junge Deutsche 2011"). Das Projekt entwickelte sich gut und wir führen es seit 2012 in Kooperation mit der Servicestelle Jugendbeteiligung wesentlich partizipativer, transparent und lokal verankert durch. Am 26. Oktober 2012, bei strahlendem Sonnenschein und eisigen Temperaturen, führte mich die 2. Deutschlandtour vom Wendland über den Elbdeich in das Hamburger Büro von Abgeordnetenwatch.
Ich möchte, dass das politische System besser, spannender und einfacher zum Mitmachen wird. Mit wachsender Begeisterung verfolge ich, wie die beiden Gründer von Abgeordnetenwatch, Gregor und Boris, eine immer umfassendere und Transparenz steigernde politische Informations- und Kommunikationsplattform für Bürger_innen geschaffen haben. Ich war neugierig, was für Persönlichkeiten sich hinter Abgeordnetenwatch verbergen und ob es Synergien in unserer Arbeit gibt. Das gemeinsame Mittagessen und Gespräch mit Gregor, Martin und Roman war super und unglaublich inspirierend.
Politiker, hört die Stimme junger Menschen!
Egal wen ich treffe und für die Studienteilnahme werbe, die erste Frage ist: "Was bitteschön bringt es denn?" Aus den Ergebnissen der mittlerweile über 3.800 Studienteilnehmer_innen haben wir mit Jugendlichen aus ganz Deutschland, bei einem Symposium in Berlin, politische Forderungen entwickelt. Abgeordnetenwatch bietet, auf transparente Weise und mit relativ wenig Aufwand, einen geeigneten Kommunikationskanal zwischen Jugend und Politik. Digital alleine reicht natürlich nicht. Aber es ist eine tolle, partizipative und transparente Ergänzung für die lokal und national stattfindenden Gespräche mit Politiker_innen.
Eine Idee ist, den Kandidatencheck von Abgeordnetenwatch bzgl. der Einstellung von Bundestagskandidat_innen um Jugendthemen zu ergänzen. Ich finde diese Idee grandios, weil dadurch auch zu Jugendthemen das Verhalten von Volksvertreter_innen (vor & nach der Wahl) nachvollziehbar wird. Die Studienergebnisse von "junge Deutsche 2013" und die daraus abgeleiteten Forderungen könnten dann die Grundlage für Jugendfragen stellen. Damit der Kandidatencheck sicher durchgeführt werden kann, würden wir uns gerne an den Kosten beteiligen und planen die finanzielle Unterstützung mit in die Crowdfunding-Kampagne (Link zur Kampagne) aufzunehmen.
Ich wünsche mir gute Politik für Deutschland und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit Abgeordnetenwatch.
Zum Autor: Simon Schnetzer, geboren 1979, ist Diplom-Volkswirt und Autor der Studie "Junge Deutsche".
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