Parteispenden

Listen veröffentlicht: Diese Unternehmen und Lobbyverbände zahlten Geld an die Parteien

Wer waren die Geldgeber der Parteien im Jahr 2022? Die Bundestagsverwaltung hat jetzt die Spendenlisten veröffentlicht. Darauf finden sich Rüstungs- und Tabakkonzerne, Banken, Versicherungen – sowie viele wohlhabende Privatpersonen.

von Martin Reyher, 27.02.2024
Sitzung des Deutschen Bundestags

Wer den Parteien im Jahr 2022 eine Spende zukommen ließ, war bislang weitgehend unbekannt. Nur besonders hohe Spenden oberhalb von 50.000 Euro wurden bereits öffentlich. 

Jetzt hat die Bundestagsverwaltung die Rechenschaftsberichte der im Bundestag vertretenen Parteien für das Jahr 2022 veröffentlicht. Darin sind alle Spenden von mehr als 10.000 Euro aufgeführt.

CDU kassierte mehr Spenden aus der Wirtschaft als alle anderen Parteien zusammen

Die Berichte belegen eine Schieflage insbesondere bei Parteispenden aus der Wirtschaft. So kassierte die CDU im Jahr 2022 mehr Geld von Unternehmen, Verbänden und anderen Organisationen ("juristische Personen") als die übrigen Bundestagsparteien zusammen. Von den rund 13,2 Mio. Euro Spendenaufkommen aus der Wirtschaft bekamen die Christdemokraten 7,3 Mio. Euro. Der Rest verteilte sich auf die übrigen Bundestagsparteien.

(Grafik "An welche Parteien gingen die Spenden aus der Wirtschaft?" Ggf. müssen Sie die Grafik zunächst über den Button aktivieren.)

In den jetzt veröffentlichten Spendenlisten finden sich die Namen vieler bekannter Konzerne wie der Allianz, Dr. Oetker und der Münchner Rückversicherung. Manche Unternehmen, wie der Rüstungshersteller Rheinmetall oder der Tabakkonzern Philip Morris, spendeten an mehrere Parteien, was als “politische Landschaftspflege” gilt. Auch eine kleine Firma fällt durch die Unterstützung mehrerer Parteien auf: Der Frankfurter IT-Dienstleister Shark Systems IT GmbH ließ sowohl der AfD als auch der FDP jeweils 20.000 Euro zukommen.

Auffallend sind erneut die zahlreichen Spenden aus der Immobilien- und Bauwirtschaft sowie die hohen Spenden von wohlhabenden Privatpersonen. Bei der CDU stammten vier der fünf höchsten Zuwendungen aus dem Privatbereich. FDP, SPD und die Grünen erhielten die höchsten Spenden von Privatpersonen.

Von wem bekamen die Parteien im Jahr 2022 Spenden? Die Übersicht:

Die Geldgeber der CDU

Die höchsten Einzelspenden an die CDU im Jahr 2022:

  • Christoph Kahl (Unternehmer): 114.290 Euro
  • Karl Gerhold (Unternehmer): 103.480 Euro
  • Angelika Lehnert: 101.460 Euro
  • Thomas Hagedom Holding GmbH: 100.000 Euro
  • Werner Globke: 73.200 Euro

Spenden von Unternehmen, Verbänden und anderen Organisationen an die CDU: insgesamt 7,3 Mio. Euro

Auszug aus der Spendenliste: Geld erhielt die CDU im Jahr 2022 unter anderem von der Allianz Versicherung (30.000 Euro), BAUWERT Aktiengesellschaft (45.000 Euro), Deutsche Vermögensberatung Aktiengesellschaft DVAG (25.000 Euro), DOHRMED CONSULTING GmbH (49.500 Euro), Dr. Theiss Naturwaren GmbH (54.250 Euro), DZ BANK AG (25.000 Euro), eQ-3 AG  (40.000 Euro), HRS GmbH (60.000 Euro), LÖWEN ENTERTAINMENT GmbH (18.500 Euro), Philip Morris GmbH (30.000 Euro), Rheinmetall AG (19.500 Euro), Sixt SE (49.000 Euro), Verband der Chemischen Industrie (67.000 Euro).

Spenden von Privatpersonen an die CDU: insgesamt 14,0 Mio. Euro:

Auszug aus der Spendenliste: Geld erhielt die CDU im Jahr 2022 unter anderem von Susanne Klatten (50.001 Euro), Klaus-Michael Kühne (65.000 Euro), Stefan Quandt (50.001 Euro), Walter Wübben (50.000 Euro), Martin Herrenknecht (70.650 Euro).

Die Geldgeber der SPD

Die höchsten Einzelspenden an die SPD im Jahr 2022: 

  • Hans-Dieter Lochmann (Unternehmer): 51.362 Euro

  • Verband der Chemischen Industrie: 51.000 Euro
  • Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie: 50.001 Euro
  • HGHI Holding GmbH: 49.999 Euro
  • Homanit Holding GmbH/Dr. Theiss Naturwaren GmbH: jeweils 45.000 Euro

Spenden von Unternehmen, Verbänden und anderen Organisationen an die SPD: insgesamt 1,8 Mio. Euro

Auszug aus der Spendenliste: Geld erhielt die SPD im Jahr 2022 unter anderem von Alba Europe Holding (15.000 Euro), Allianz SE (30.000 Euro), ERGO Group AG (15.000 Euro), Gauselmann AG (11.000 Euro), IBC Solar AG (10.001 Euro), JUVVI Immobilien GmbH (25.000 Euro), Münchener Rückversicherungs Gesellschaft AG (15.000 Euro), Philip Morris GmbH (30.000 Euro), Thalia Bücher GmbH (29.000 Euro), Verband der Chemischen Industrie (51.000 Euro).

Spenden von Privatpersonen an die SPD: insgesamt 7,4 Mio. Euro

Auszug aus der Spendenliste: Geld erhielt die SPD im Jahr 2022 unter anderem von dem Unternehmer Hans-Dieter Lochmann (51.362 Euro).
 

Die Geldgeber der FDP

Die höchsten Einzelspenden an die FDP im Jahr 2022:

  • Walter Wübben (Unternehmer): 60.000 Euro
  • Hans-Peter Stihl: 56.200 Euro
  • Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie: 50.001 Euro
  • FCR Immobilien AG: 50.000 Euro
  • Verband der Chemischen Industrie: 47.000 Euro

Spenden von Unternehmen, Verbänden und anderen Organisationen an die FDP: insgesamt 1,7 Mio. Euro

Auszug aus der Spendenliste: Geld erhielt die FDP im Jahr 2022 unter anderem von der ALBA Europe Holding (15.000 Euro), Allianz SE (20.000 Euro), Aquila Capital Holding GmbH (25.000 Euro), Dr. August Oetker KG (15.000 Euro), Dr. Theiss Naturwaren GmbH (35.000 Euro), ELV Elektronik AG (40.000 Euro), Gastro & Soul GmbH (30.000 Euro), Gauselmann AG (11.000 Euro), HGDF Familienholding GmbH & Co. KG (20.000 Euro), IBC SOLAR AG (10.001 Euro), Minera Kraftstoffe-Mineralölwerk Rempel GmbH (20.000 Euro), Philip Morris GmbH (30.000 Euro), Shark Systems IT GmbH (20.000 Euro), Siris Beteiligungs GmbH (30.000 Euro), U.B.S. GmbH (20.000 Euro), Ralph Dommermuth GmbH & Co. KG Beteiligungsgesellschaft (33.000 Euro)

Spenden von Privatpersonen an die FDP: insgesamt 3,8 Mio. Euro

Auszug aus der Spendenliste: Geld erhielt die FDP im Jahr 2022 unter anderem von Susanne Klatten (20.000 Euro), 
 

Die Geldgeber der CSU

Die höchsten Einzelspenden an die CSU im Jahr 2022:

  • Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie: 364.000 Euro
  • Verein der Bayerischen Chemischen Industrie: 52.000 Euro
  • Christian Lealahabumrung (Unternehmer): 50.080 Euro
  • Georg Nemetscheck (Unternehmer): 50.000 Euro
  • Max Schlereth (Unternehmer): 48.000 Euro

Spenden von Unternehmen, Verbänden und anderen Organisationen an die CSU: insgesamt 1,5 Mio. Euro

Auszug aus der Spendenliste: Geld erhielt die CSU im Jahr 2022 unter anderem von der Airbus Defence and Space GmbH (20.000 Euro), Allianz SE (30.000 Euro), Bayerischer Bauindustrieverband e.V. (30.000 Euro), BHS Corrugated Maschinen und Anlagen GmbH (30.900 Euro), Büschl Unternehmensgruppe Holding GmbH & Co. KG (19.800 Euro), Harlekin Spiel- und Unterhaltungs-Automaten Betriebs GmbH (35.000 Euro), Münchener Rückversicherungsgesellschaft AG (15.000 Euro), Philip Morris GmbH (30.000 Euro), 

Spenden von Einzelpersonen an die CSU: insgesamt 3,2 Mio. Euro

Höchste Spenden von Privatpersonen: siehe oben

Die Geldgeber der Grünen

Die höchsten Einzelspenden an die Grünen im Jahr 2022: 

  • Jochen Wermuth (Investor): 101.200 Euro

  • Per Fragemann (Unternehmer): 65.132 Euro
  • CRASH Beteiligungs GmbH & Co. KG: 50.001 Euro
  • Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie: 50.001 Euro
  • Hermann Schrag (Unternehmer): 49.956 Euro

Spenden von Unternehmen, Verbänden und anderen Organisationen an die Grünen: insgesamt 700.000 Euro

Auszug aus der Spendenliste: Geld erhielten die Grünen im Jahr 2022 unter anderem von der Allianz AG (30.000 Euro), Aquila Capital Holding GmbH (25.000 Euro), Dr. August Oetker KG (15.000 Euro), Eggers Windkraft GmbH & Co. KG (20.000 Euro), ERGO Versicherungsgruppe AG (15.000 Euro), Helm AG (40.000 Euro), Münchner Rückversicherung Munich Re (15.000 Euro), 

Spenden von Einzelpersonen an die Grünen: insgesamt 4,8 Mio. Euro

Auszug aus der Spendenliste: Geld erhielten die Grünen im Jahr 2022 unter anderem von Ursula Schrag (49.783 Euro), Ulrich Lenz (40.360 Euro).
 

Die Geldgeber der AfD

Die höchsten Einzelspenden an die AfD im Jahr 2022: 

  • Michael Kaufmann (Bundestagsabgeordneter): 31.248 Euro

  • KLANN Anlagentechnik GmbH: 30.000 Euro
  • Guido Reil (Europaabgeordneter): 28.855 Euro
  • Rene Bochmann (Bundestagsabgeordneter): 26.520 Euro
  • Shark Systems IT GmbH: 20.000 Euro

Spenden von Unternehmen, Verbänden und anderen Organisationen an die AfD: insgesamt 104.000 Euro

Höchste Spenden von Unternehmen: siehe oben

Spenden von Einzelpersonen an die AfD: insgesamt 3,9 Mio. Euro

Höchste Spenden von Privatpersonen: siehe oben

Die Geldgeber von Die Linke

Die höchsten Einzelspenden an Die Linke im Jahr 2022: 

  • Sören Pellmann (Bundestagsabgeordneter): 34.320 Euro
  • Eva von Angern (Landtagsabgeordnete): 33.800 Euro
  • Janine Wissler (Bundestagsabgeordnete): 33.665 Euro
  • Ates Gürpinar (Bundestagsabgeordneter): 32.837 Euro
  • Petra Pau (Bundestagsabgeordnete): 31.055 Euro

Spenden von Unternehmen, Verbänden und anderen Organisationen an Die Linke: insgesamt 9.300 Euro

In der Spendenliste der Linkspartei werden keine anzeigepflichtigen Spenden von juristischen Personen aufgeführt. Anzeigepflichtig sind alle Spenden von mehr als 10.000 Euro.

Spenden von Einzelpersonen an Die Linke: insgesamt 2,1 Mio. Euro

Höchste Spenden von Privatpersonen: siehe oben

Die vollständigen Spendenlisten der Parteien für das Jahr 2022 finden Sie hier in den Rechenschaftsberichten. 

Aus den Rechenschaftsberichten ergibt sich auch, dass mehrere Spenden gestückelt wurden, so dass sie lange Zeit unsichtbar blieben. Nach dem Parteiengesetz müssen Einzelspenden, die die Grenze von 50.000 Euro überschreiten, unverzüglich auf der Bundestagswebsite veröffentlicht werden. In den Rechenschaftsberichten der Parteien finden sich nun aber zahlreiche Spenden, die weit über der Veröffentlichungsgrenze liegen, aber auf der Bundestagsseite fehlen. Zu erklären ist das damit, dass die Spenden in mehrere Teilzahlungen erfolgten und/oder an verschiedene Gliederungen einer Partei gingen, zum Beispiel an einen Landesverband und die Bundespartei. Der Nachweis, dass eine Stücklung vorsätzlich erfolgt ist, um die Veröffentlichungsregeln auszuhebeln, ist schwer zu erbringen. Zudem fehlt es im Parteiengesetz an Sanktionen für den Fall, dass gegen die Sofortveröffentlichung einer Großspende verstoßen wurde.

Ein Problem ist außerdem die späte Veröffentlichung der Parteispenden. Die Staatengruppe des Europarates gegen Korruption (GRECO) fordert Deutschland immer wieder auf, vor allem Spenden aus Wahljahren schneller transparent zu machen. Dies ist bislang nicht geschehen. 

Zumindest an einer anderen Stelle wird es bald mehr Transparenz geben: Künftig müssen Parteispenden bereits ab 7.500 Euro in den Rechenschaftsberichten und ab 35.000 Euro unverzüglich auf der Bundestagswebsite veröffentlicht werden. Bislang lagen die Grenzwerte bei 10.000 bzw. 50.000 Euro.


Ein Sonderfall bei den Parteispenden stellt der Südschleswigsche Wählerverband SSW dar. Die Partei der dänischen Minderheit, die mit einem Abgeordneten im Bundestag vertreten ist, erhielt 2022 den überwiegenden Teil ihrer Spenden von der dänischen Regierung: Das Kulturministerium in Kopenhagen überwies dem SSW mehr als 500.000 Euro.

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