Frage an Sigrun Mast von Simon J. bezüglich Bildung und Erziehung
5 Fragen:
-Was tut ihre Partei für die Schulen und was möchte sie tun?
-Was halten sie davon, dass Praktikanten die noch minderjährig sind, ein bestimmtes Gehalt bekommen?
-Wie ist ihre Haltung zu G8, G9?
-Was halten sie von einem generellem Handyverbot an allen Hamburger Schulen bzw. bis zu welcher Klasse ist dies Sinnvoll oder überhaupt noch durchsetzbar?
-Halten sie die Hygiene an den Hamburger Schulen generell für ausreichend oder für verbesserungdürftig?
Sehr geehrter Herr Jacobs,
vielen Dank für Ihre Fragen zu aktuellen Hamburger Bildungsthemen. Gerne beantworte ich Ihre Fragen. Nach meiner Überzeugung lernt nur derjenige gut, der gerne und freiwillig lernt. Wer Kindern gerne etwas beibringt, muss dies auf seine Weise tun dürfen, um eine gute Lehrerin oder ein guter Lehrer zu sein. Dafür müssen die Voraussetzungen stimmen. Freiheit ist daher Grundvoraussetzung für Bildung.
1. Derzeit sind die Neuen Liberalen nicht in der Bürgerschaft vertreten, da die Partei erst seit einigen Monaten besteht. Einige Mitglieder arbeiten oder haben im Bereich frühkindliche Bildung, als Lehrerinnen und Lehrer gearbeitet oder sich ehrenamtlich in den Schulen engagiert. Aus diesen Erfahrungen heraus haben die Neuen Liberalen sich in Ihrem Programm die folgenden politischen Ziele gesetzt :
- eine hohe Qualität bei der Betreuung in Kitas. Denn für die frühkindliche Bildung ist nicht nur die Quantität, d.h. die Anzahl der Betreuungsplätze, von entscheidender Bedeutung. Die Weichen für eine erfolgreiche Erziehung und Bildung werden am Anfang gestellt – deshalb brauchen kleine Kinder große Investitionen.
- klare Lernziele für die Bildung der Kitakinder und der Schulkinder, gerade auch im Übergang zur weiterführenden Schule und für die mittlere Reife.
- die freiwillige Möglichkeit der Schulen, besondere Lern- und Leistungsprofile zu entwickeln, wie zum Beispiel Schwerpunkte im sprachlichen, musisch-künstlerischen oder naturwissenschaftlichen Bereich. Wir unterstützen die Gründung von „Produktionsschulen“.
- den Wechsel zwischen Stadtteilschule und Gymnasium vereinfachen.
- Lehrerinnen und Lehrer darin unterstützen, Schüler individuell zu fördern und das Arbeitszeitmodell der Lehrerinnen und Lehrer den tatsächlichen Belastungen anpassen.
- die Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer durch ein Spezialistenteam mit dem Ziel Inklusion und Begabtenförderung zu verwirklichen.
- mehr niedrigschwellige Sprachförderung unter Einbeziehung der Eltern für Kleinkinder, Kinder und Jugendliche, die mangelhafte Sprachkenntnisse haben,
- die Förderschulen als Wahlmöglichkeit für die Eltern beibehalten.
- die Zusammenarbeit von Eltern, Schülern und Lehrern verbessern.
- dass Schulen über ausreichende Räumlichkeiten für die Kinder verfügen.
- den Ganztag kindes- und altersgerecht gestalten, unter Beachtung der Besonderheiten im G8 auf dem Gymnasium und im G9 auf der Stadtteilschule.
- mehr Fachkräfte für die Inklusion und im Nachmittagsbereich.
- gutes und gesundes Schulessen.
2. Wer arbeitet, soll dafür angemessen bezahlt werden. Der gesetzliche Mindestlohn gilt ab 18 Jahren oder mit abgeschlossener Berufsausbildung. Bei unter 18-jährigen muss kein Mindestlohn gezahlt werden, aber ich befürworte grundsätzlich eine Entlohnung, da eine Entlohnung auch für die unter 18-jährigen eine Wertschätzung der geleisteten Arbeit beinhaltet. Bei kurzem Praktikum, beispielsweise Reinschnuppern wie beim GirlsDay oder BoysDay, bedarf es meiner Meinung nach ausnahmsweise keiner Entlohnung. Anders ist es aber, wenn sich ein Praktikum über Monate hinwegzieht.
3. Über G8 oder G9 haben die Hamburger Bürgerinnen und Bürger im Volksbegehren abgestimmt. Dieses demokratische Votum respektieren wir als Neue Liberale. Allerdings sind im Rahmen der Diskussion einige Verbesserungsvorschläge zur Gestaltung des Ganztages der Gymnasien und Stadtteilschulen von den Akteueren der Schule genannt worden, die wir gerne umsetzen möchten.
4. Ein generelles Handyverbot lehne ich persönlich ab. Da in vielen Familien beide Elternteile arbeiten und eine schnelle Kommunikation innerhalb der Familie für unvorhergesehene Situationen äußerst hilfreich ist, erleichtert das Handy diese. Voraussetzung: Die Schülerinnen und Schüler müssen einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Handy lernen und sich an Regeln innerhalb der Schule halten. Dies heißt für mich allerdings auch, dass die Nichteinhaltung der von der Schule vorgegebenen Regeln zu Konsequenzen führt.
5. Die Hygiene ist an vielen Hamburger Schulen verbesserungswürdig. Beispielsweise ein aktueller Brief des Elternrates der Grundschule Marmstorf mit dem Hinweis auf zahlreiche Durchfallerkrankungen zeigt das. Diese Erfahrungen werden auch durch weitere Berichte von Schulen bestätigt. Die maßgebliche DIN Norm 77400 Reinigungsdienstleistungen - Schulgebäude - Anforderungen an die Reinigung ist überarbeitet worden und befindet sich bis Anfang Februar noch im Einspruchsverfahren. Diese Norm soll nun dem aktuellen Reinigungsbedarf - gerade auch durch Ganztagsschulen - besser gerecht werden. Wichtig ist nun die Umsetzung dieser Regelung zu überprüfen und den Standard einzufordern.
Falls Sie weitere Fragen oder Rückfragen haben, schreiben Sie mir gerne.
Mit besten Grüßen
Sigrun Mast