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Omid Nouripour
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Frage von Anton S. •

Warum werden Nachtspeicherheizungen nicht als Puffer genutzt. Laut SIEMENS könnte die Speicherkapazität von 40 auf 14000 GWS pro Jahr steigern. Bereits 2013 unter INGENIEUR.de veröffentlicht.

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Sehr geehrter Herr S.,

vielen Dank für Ihre Nachricht.

Nachtspeicherheizungen könnten als Puffer genutzt werden, jedoch würde sich dies kaum netzentlastend auswirken bzw. erst dann, wenn in einem Gebiet relevante Anteile der Gebäude damit ausgerüstet sind und ein entsprechendes Nutzungsverhalten sichergestellt wird. 

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz nimmt folgende Einschätzung vor: "Selbst wenn der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammt, kommt es zu großen Ineffizienzen bei der Umwandlung in Wärme. Auch können Nachtspeicherheizungen auf fluktuierend bereitstehenden Strom aus erneuerbaren Energiequellen nicht reagieren. Es gibt andere effizientere Heizsysteme, die deutlich besser zum Klimaschutz und zum Gelingen der Energiewende beitragen können. Dabei gilt: Der Einsatz strombasierter Heiztechnologien kann nur dann zur Energiewende beitragen, wenn konsequent hocheffiziente Technologien eingesetzt werden (wie beispielsweise Wärmepumpen), die ganz oder überwiegend mit Strom aus erneuerbaren Energien und in energieeffizient gebauten oder sanierten Gebäuden betrieben werden.

Nachtspeicherheizungen wandeln zwar vor Ort im Gebäude emissionsfrei Strom in Wärme um. Der dafür erforderliche Strom muss jedoch in einem Kraftwerk erzeugt werden. Je nach Kraftwerkstyp fallen dort unterschiedlich hohe CO2-Emissionen an. Während in Kraftwerken, die mit Braun- oder Steinkohle betrieben werden, sehr hohe CO2-Emissionen anfallen, betragen die Emissionen von Photovoltaik-, Wasser- oder Windkraftwerken nur einen Bruchteil davon. Nachtspeicherheizungen verbrauchen nächtlichen Grundlaststrom, der zum großen Teil von Kohlekraftwerken erzeugt wird. Eine Langzeitspeicherung über mehrere Tage oder darüber hinaus ist mit Nachtspeicherheizungen nicht möglich.

Nachtspeicherheizungen sind auch nicht komfortabel. Die Wärmeabgabe am Tag kann nur in geringem Maß reguliert werden. Nachtspeicherheizungen geben die gespeicherte Wärme sukzessive an den Raum ab, selbst wenn sie nicht benötigt wird. Ist der Wärmespeicher entleert, wird auch keine weitere Wärme abgegeben.

Nachtspeicherheizungen machen aus Strom lediglich Wärme. Nur 40 Prozent des Stroms werden dabei im Durchschnitt am Ende in Wärmenergie umgewandelt. Da auch Strom aus erneuerbaren Energien ein wertvolles Gut ist, das optimal eingesetzt werden und nicht zum einfachen Beheizen von Gebäuden (mit Nachtspeicherheizungen) verwendet werden sollte, bieten sich für Stromheizungen mittlerweile hochwertigere technische Systeme an, wie beispielsweise Wärmepumpen.

Elektrisch betriebene Wärmepumpen können in energieeffizienten Gebäuden im Vergleich zu Nachtspeicherheizungen deutlich leistungsfähiger und damit umweltfreundlicher sein: Sie erzeugen erneuerbare Wärme aus der Luft, dem Grundwasser oder der Erde und können daher aus einer Kilowattstunde Strom drei bis viermal so viel Heizwärme erzeugen."

Siehe: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/FAQ/Energiepreise/faq-energiepreise.html

Gerne können Sie sich auch an meinen Kollegen Bernhard Herrmann wenden, der die Themen Wärmewende und Energiepolitik inhaltlich betreut: https://bernhard-herrmann.de/

Freundliche Grüße
Team Nouripour

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