Frage an Michael Günther von Karl-Heinz D. bezüglich Bildung und Erziehung
Der Leistungsdruck auf unsere Kinder nimmt ständig zu.
Während vor ca. 30 Jahren noch ein mittelmäßiger Abschluss ausreichend war, eine gute Chance auf eine gute praktische oder akademische weitere Ausbildung zu bekommen, ist heute meistens ein sehr gutes Abschlusszeugnis erforderlich, um zu einem Assessment-Center zugelassen zu werden, das man mit gutem Ergebnis bestehen muss, um den angestrebten Ausbildungsplatz zu bekommen.
Das gleiche Erlebnis hat man bei der Führerscheinprüfung. Für den Führerschein Klasse 3, den man vor 30 Jahren nach etwa 15 Fahrstunden und relativ einfachen theoretischen Fragebogen bestand, muss man heute die Fahrerlaubnisse A1, B, C1, BE, C1E, M und L mit etwa doppelt so vielen Fahrstunden und sehr komplexen theoretischen Prüfungen machen. Das kostet mehr Zeit und mehr Geld.
Das ist sicher beides auch gut so, denn die Anforderungen in Beruf und Straßenverkehr sind heute wesentlich höher als vor 30 Jahren.
Allerdings wird im allgemein bildendenden Schulwesen ein anderer Weg gegangen. Zur Fahrschulprüfung braucht man doppelt so viel Zeit wie vor 30 Jahren, die Zeit bis zum Abitur wird um 1 Jahr verkürzt, und das obwohl sich das Wissen der Menschheit in weniger als 10 Jahren verdoppelt.
Dadurch beginnt in der Grundschule der Leistungsdruck im 1. Schuljahr. Der Spaß am Leben bleibt auf der Strecke.
Für Kinder die diesem Leistungsdruck nicht standhalten fehlen Förder-Lehrkräfte und die vorhandenen Lehrkräfte arbeiten teilweise mit einem Ausbildungsstand von vor 30 Jahren.
Was wollen Sie tun, um die Ausbildung unserer Kinder zu verbessern?
Wie soll die verbesserte Ausbildung finanziert werden?
Sehr geehrter Herr Dahlke,
die FREIE WÄHLER haben es sich zum Ziel gesetzt insbesondere das Schul- und Ausbildungswesen nachfolgender Generationen nicht permanent zu reformieren, sondern den Gegebenheiten des Marktes und des geforderten Bildungsniveau anzupassen. Dazu gehört neben einer guten Grundschulausbildung (6.Klasse) wo Schüler neben dem Grundlernstoff (Lesen, Schreiben, Rechnen) z.B. auch bereits in eine erste Fremdsprache eingeführt werden. Anhand praktischer Projektarbeit und Teamwork sollten die Schüler an das Niveau der höheren Schulen sorgsam herangeführt werden und schon frühzeitig ihre Berufswünsche und Talente entwickeln.
Ich persönlich glaube nicht, dass die Anforderungen an eine Führerscheinprüfung oder an eine fundierte Ausbildung heute höher ist als vor 30 Jahren. Sie ist nur wesentlich schneller, die Studienplätze/Ausbildungsplätze technisch versierter und es gibt wesentlich mehr Bewerber auf einen Ausbildungs-oder Studienplatz. Somit wird auch eine strengere Auswahl betrieben. Wenn wir die Schüler -wie gehabt- fachgerecht Ausbilden, Lehrpläne an die praktischen und technischen Anforderungen des Handels und Handwerks sowie der Industrie entsprechend anpassen, Patenschaften und Partner-Netzwerke zwischen Schulen, Universitäten und der Industrie herstellen (Vorbild Schweiz und Skandinavien), dann benötigen wir auch nicht mehr Geld sondern einfach mehr Zeit für die Schüler. Zusätzliche Finanzmittel könnten aus Sponsoring, Fördervereine und vor allem aus der Bereitschaft der Schüler sich frühzeitig aktiv in das System mit einzubringen (z.B.Schüler helfen Schüler, schulische Praktika, soziale Hilfsdienste) aufgebracht werden. Im Übrigen halte ich überhaupt nichts von einem Abitur bereits ein Jahr früher sondern weiterhin im 13. Schuljahr. Auch ein Studium sollte dem hohen Grad der Ausbildungsanforderungen angepasst werden. Das könnte sogar bedeuten, dass es dann auch mal länger dauert !?
Lassen Sie mich bitte noch einen Satz zu Ihrer Bemerkung über den Mangel der Lehrkräfte bzw. zum Ausbildungsstand dieser Lehrer sagen:
- Wenn wir heute über Betreuungsgeld in Milliardenhöhe reden, damit Eltern ihre Kinder erst gar nicht in den Hort oder Kindergarten bringen,
- wenn wir EURO-Banken und fremde Staaten sanieren, wo das Geld derzeit verbrannt wird,
- wenn Steuergelder für sinnlose Verkehrs- und Bauprojekte verbraten werden (Flughafen Berlin, Elb-Philarmonie Hamburg, Waldschlösschenbrücke-Dresden, u.v.m
- wenn darüber diskutieren, dass wir unsere Söhne und Töchter gegen unsere Verfassung in sogenannte Krisengebiete schicken
(Ich könnte noch viele dieser Beispiele mehr aufzählen.................)
...anstatt endlich mit gesundem Menschenverstand das Geld dort zu investieren wo es am nötigsten gebraucht wird, nämlich bei der Qualifikation und der technischen Ausstattung von Lehrkräften, Schulen und Universitäten, Zusatzprogramme für Fach-Lehrer mit Branchenkenntnissen, Ausbau der Infrastrukturen (Internet, Audio und Visiogeräte etc.) Schnellere und vor allem günstigere Beschaffung erneuerbarer Energien und komplette Liberalisierung des Strommarktes.
Das Geld wäre da. Einzig der politische Wille (oder Druck) fehlt.
Es wird Zeit etwas dagegen zu tun !
z.B. Die Mitsprache der Bürgerinnen und Bürger in entsprechenden überparteilichen und unabhängigen Kontrollgremien.
Gerne stehe ich für weitere Fragen jederzeit zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Günther