Frage an Markus Ferber von Hanno L. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Ferber,
Lärm, vor allem Strassenlärm, ist eine massive Belastung für uns Menschen. Laut der DUH sterben 50 000 Menschen pro Jahr in Europa an den Folgen von Lärmbelastung ( http://www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=2918 ). Insbesondere die Menschen in den Städte leiden darunter. Die Quelle dafür sind motorisierte Fahrzeuge; ganz besonders hochmotorisierte Autos, Motorräder und Quadbikes.
Grenzwerte reichen nicht aus um uns vor dieser Belastung zu schützen. Gleichzeitig sorgen die Hersteller dafür, dass die eigentlichen Verursacher nicht von dem eigenem Lärm belastet werden. Sie externalisieren die negativen Folgen. Das ist aus meiner Sicht zu tiefst asozial.
Dazu meldet die Deutsche Umwelthilfe, dass Unternehmen wie Porsche an den Lärmrichtlinien der EU mitschreiben. Unterstützen Sie das? Wenn ja, warum?
Grenzwerte für Pkws liegen bei 74 db(A) für Motorräder sogar bei 80 db(A). Umweltbundesamt und WHO sehen bereits bei 65 und 60 db(A) erhöhtes Gesundheitsrisiko. Warum diese Kluft? Warum wird so ein Zustand noch weiter aufrecht erhalten?
Ich bin auf Ihre Antwort gespannt.
Mit freundlichen Grüßen,
Hanno Langfelder
Sehr geehrter Herr Langfelder,
haben Sie vielen Dank für Ihre E-Frage vom 21. Juni zum Thema Geräuschemissionen von Fahrzeugen.
In der Tat ist Straßenlärm eine der Hauptursachen von Gesundheits- und Umweltbelastungen. Daher hat das Europäische Parlament in der Plenarsitzung im Februar dieses Jahres eine Verordnung über den Geräuschpegel von Kraftfahrzeugen verabschiedet. Diese sieht für alle Fahrzeugklassen eine sehr ambitionierte Absenkung der Grenzwerte vor, um den Gesundheitsschutz durch eine Verringerung des Lärms von Kraftfahrzeugen zu verbessern.
Allerdings müssen die Lärmgrenzwerte umsetzbar und realistisch sein. Ein ausgewogener Ansatz ist auch zum Schutz der Umwelt wichtig, damit die Lärmreduzierung nicht zu einer Erhöhung des Kraftstoffverbrauchs und damit der Treibhausgase führt. So können Maßnahmen zur Verringerung der Geräuschemissionen – wie z. B. Motorraumverkapselungen – das Gewicht eines Fahrzeugs erhöhen, was sich negativ auf den CO2-Ausstoß auswirkt. Ferner können schmälere und damit leisere Reifen eine Verlängerung des Bremswegs verursachen und damit die Sicherheit beeinträchtigen. Bei diesen Zielkonflikten ist es daher entscheidend, einen sinnvollen Ausgleich zu finden. Dies ist uns meines Erachtens sehr gut gelungen.
Im Übrigen sehe ich im Sinne des Subsidiaritätsprinzips beim Thema Lärmschutz auch die Mitgliedsstaaten in der Pflicht. So ist zum Beispiel der Straßenbelag ein wichtiger Faktor, der das Lärmemissionsniveau maßgeblich beeinflusst. Entsprechend ist es nicht nur an Brüssel, im Bereich Lärmschutz weitere geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Was den Einfluss von Interessenvertretern bei der Legislativarbeit angeht, bedarf es ebenfalls einer differenzierten Sichtweise: Als Abgeordneter im Europäischen Parlament ist man mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Themen konfrontiert, die man zunächst durchdringen muss. Wenn man sich in neue Themen einarbeitet, ist es daher durchaus hilfreich, sich mit verschiedenen Akteuren zu unterhalten, um einen Einblick in unterschiedliche Problemlagen zu erhalten. Dies gilt umso mehr, wenn man Berichterstatter des Europäischen Parlaments für ein bestimmtes Thema ist. Ganz klar ist aber auch, dass die Entscheidungskompetenz darüber, was im Bericht steht, am Ende beim Berichterstatter liegen muss und nicht bei einem Lobbyverband.
In der Hoffnung, Ihnen damit eine Hilfe zu sein, verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Ihr
Markus Ferber, MdEP