Frage an Mario Kremling von Beate G. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Dr. Kremling,
ich bin eine angagierte Ergotherapeutin hier in Halle,
aufgrund der anstehenden Landtagswahlen und dem Vorhaben in Sachsen-Anhalt z.B. Ganztagsschulen einzurichten, sind meine Fragen unter anderem:
1. Was passiert mit uns Ergotherapeuten, da sich die gesellschaftlichen Bedingungen ändern und die Kinder dann vorrangig die Ganztagsschulen besuchen werden? Wie können die Ergotherapeuten die medizinisch notwendigen Therapien dann noch gewährleisten? Wird dann die ergotherapeutische Leistung in die Ganztagsschule mit integriert bzw. bekommen die Therapeuten dann rechtlich die Zustimmung in die Einrichtungen zu fahren um dort die Therapien durchzuführen?
2. Wie genau sieht der Inklusionsansatz in den Sonderschulen aus, da diese ja in Sachsen-Anhalt rationiert werden sollen?
3. Wie genau sehen die Chancen der Ergotherapeuten im Gesundheitswesen aus, im Hinblick auf die Ost-West-Angleichung?
4. Gibt es auch in Sachsen-Anhalt die Möglichkeit eines grundständigen Studienganges Ergotherapie?
Mit freundlichen Grüssen
Beate Grimm
Sehr geehrte Frau Grimm,
hiermit möchte ich Ihre Fragen beantworten.
zu 1)
Auch wenn momentan erst ca. 35 Prozent der Sekundarschulen und 23 Prozent der Gymnasien im Ganztagsschulbetrieb arbeiten, wird diese Frage sicherlich zukünftig immer bedeutsamer werden.
Bei einer verstärkten Ganztagsbeschulung müssen sich auch die außerschulischen Einrichtungen auf veränderte Tagesabläufe bei den Schülerinnen und Schüler einstellen. Das kann auch bedeuten, dass entsprechende Kooperationen in das Ganztagsschulkonzept der Einzelschule aufzunehmen sind. Das Schulgesetz lässt bereits heute zu, dass Schulträger auf Wunsch der Schulen den Kooperationspartnern Räume und technische Ausstattung zur Nutzung überlassen.
Zu 2)
Deutschland ist der UN-Konvention zum Schutz der Rechte von behinderten Menschen beigetreten. Damit ist die verstärkte integrative Beschulung von Schülern mit Förderbedarf auch eine wichtige Aufgabe in Sachsen-Anhalt. Der Landtag hat die Landesregierung beauftragt, den gemeinsamen Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf schrittweise zur bevorzugten Form der institutionellen Förderung weiter zu entwickeln. Damit folgt der Landtag einer Empfehlung des Bildungskonvents. Das Ziel besteht darin, deutlich mehr Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf als bisher den Zugang zum Hauptschulabschluss, zum Realschulabschluss und zum Abitur zu eröffnen. Zur Beförderung dieses Prozesses sollen die Rahmenbedingungen verbessert werden, wozu insbesondere die Bereitstellung der dafür notwendigen personellen, sächlichen und administrativen Ressourcen, die Intensivierung der spezifischen Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte und pädagogischen Mitarbeiter sowie die Aufnahme integrations- bzw. rehabilitationspädagogischer Ausbildungsanteile in alle Lehramtsstudiengänge zählen. Allerdings plädieren wir dabei für ein behutsames Vorgehen und eine schrittweise Entwicklung, die es allen Beteiligten ermöglicht, sich weiter zu entwickeln. Trotz einer verstärkten integrativen Förderung wird es aber auch künftig Förderschulen geben.
Zu 3)
Die SPD setzt sich seit Jahren für eine Ost-West-Angleichung ein. Im Bereich des Gesundheitswesens hat die Politik jedoch keinen Handlungsspielraum. Die Tarifverhandlungen finden hier zwischen den Krankenkassen und Verbänden statt.
Zu 4)
Einen eigenständigen und grundständigen Studiengang Ergotherapie gibt es in Sachsen-Anhalt nicht. Allerdings bietet seit dem Sommersemester 2008 das Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften der medizinischen Fakultät der Uni Halle in Kooperation mit Berufsfachschulen in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen ein ausbildungsintegrierendes Bachelor- Programm an. Das Studium führt neben dem Abschluss eines staatlich anerkannten Gesundheitsfachberufes (u. a. Ergotherapeut) zum international anerkannten Grad des "Bachelor of Science". Informationen über Zugangsvoraussetzungen und Studienmodalitäten erhalten Sie von der Universität.
Ich hoffe, Ihre Fragen damit beantwortet zu haben und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Mario Kremling