Frage an Lukas Aster von Rainer F.
Die von der derzeitigen NRW-Regierung begonnene Inklusion hat immer noch den Status einer Illusion. Wie soll aus Ihrer Sicht nun weiter verfahren werden. Zur vollständigen Umsetzung sind meiner Einschätzung nach noch viel mehr Sonderpaedagogen in den Regelschulen erforderlich, die auf dem Arbeitsmarkt aber nicht zur Verfügung stehen. Ist es da nicht besser so lange noch an den Förderschulen festzuhalten?
Sehr geehrter Herr F.,
unser Wahlprogramm beschreibt die Inklusion als
- ein Ziel der Vereinten Nationen, ein inklusives Schulsystem aufzubauen,
- eine schrittweise Entwicklung, die über Generationen hinweg läuft,
- einen Weg, den die meisten Schulen weitergehen möchten,
- einen langen Weg, der fortlaufend evaluiert werden und bei Bedarf nachgebessert werden muss.
Ebenfalls im Blickfeld dabei sind chronisch erkrankte Schülerinnen und Schüler. Schon aus dem Wahlprogramm wird daher ersichtlich, dass es auch immer Schülerinnen und Schüler geben wird, die - wenigstens zweitweise - gar nicht an allgemein bildenden Schulen unterrichtet werden können, die aber trotzdem auf die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben vorbereitet werden müssen: Die dahinter liegende Grundhaltung ist der Kern der Inklusion.
Von daher leisten nicht nur die Allgemeinbildenden Schulen, sondern selbstverständlich auch die Förderschulen ihren wichtigen Beitrag zur Inklusion. Aber - die starren Barrieren, die gegenüber Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf aufgerichtet waren, haben wir weggenommen, sodass jetzt fallweise darüber entschieden kann, an welcher Schule das Kind am besten gefördert und in die Gesellschaft eingegliedert werden kann. Darauf kommt es ja an. Zahlreiche Elterninitiativen (wie man sie im Internet unter Kobinet nachlesen kann) begrüßen diese Vorgehensweise und wünschen für ihre Kinder die Fortführung der Inkusion. Das Rad zurückdrehen zu wollen wäre aus ihrer Sicht fatal für ihre Kinder.
Mit dem Personalmangel, den Sie ansprechen und der vielerorts tatsächlich noch besteht, muss auf praktische Art und Weise umgegangen werden. In den Vorgesprächen muss geklärt werden, wie viel inklusive Betreuung das einzelne Kind braucht; das ist nämlich sehr unterschiedlich, wie auch die Arbeit an meiner Schule, dem Amplonius-Gymnasium, zeigt. Nur daraus kann im Vergleich mit den derzeit verfügbaren Ressourcen zusammen mit den Betroffenen entschieden werden, auf welcher Schule das Ziel Inklusion derzeit besser erreicht werden kann, ob auf der Allgemeinbildenden Schule oder auf der Förderschule. Das ist sicher viel Arbeit, allerdings eine Arbeit die sich immer lohnt mit Blick auf das Kind.
Inklusion ist an unseren Schulen keine Illusion, sondern eine längst gelebte Wirklichkeit. Darüber hinaus ist sie kein Privatvergnügen für Lehrer, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die am Bahnsteig des nicht barrierefreien Rheinberger Bahnhofes anfängt, alle Arbeitgeber betrifft und die im seniorengerechten Quartier mit Einkaufsmöglichkeit und Treffpunkt endet. Inklusion ist Teilhabe an der Gesellschaft und damit ein Wichtiger Garant für den sozialen Frieden in Deutschland.
Mit freundlichen Grüßen
Lukas Aster