Frage an Karl-Wilhelm Koch von Arno K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Koch!
Seit 2003 gibt es in Hamburg ein "Lehrerarbeitszeitmodell", bei dem die Tätigkeiten faktorisiert werden. Dieses Modell ist ein reines Mehrarbeitsmodell, das von der überwiegenden Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer abgelehnt wird.
Sofern die FDP in die Bürgerschaft kommt, möchte ich von Ihnen wissen, wie Sie persönlich sich verhalten werden. Treten Sie dafür ein, dass dieses Lehrerarbeitszeitmodell wieder abgeschafft wird und zum Pflichtstundenmodell zurückgekehrt wird?
Ferner wurden die Klassenfrequenzen in so gut wie allen Schulformen deutlich heraufgesetzt, insbesondere in Schulformen, in denen sozial schwache Schüler die Mehrheit darstellen. Damit sind für viele die Chancen, einen Beruf zu finden, gesunken. Welche Maßnahmen sind für Sie hier vordringlich?
Mit freundlichem Gruß
Arno Kühnl
Sehr geehrter Herr Kühnl,
leider sind Ihre Fragen etwas unpräzise. Dennoch will ich versuchen, Ihre Frage zu beantworten.
Eine Abschaffung des Arbeitszeitmodells erscheint nicht sinnvoll. In sehr vielen Fällen ergibt sich gerade aus der Faktorisierung eine detaillierte und gerechtere Berechnung der Tätigkeiten von Lehrern und führt zur Entlastung, nicht zur Mehrbelastung. Für den einzelnen Lehrer ergibt sich eine größere Flexibilität. Es werden Anreize für unterschiedliche Qualifizierungen geboten.
Allerdings sollte eine Modifizierung hinsichtlich der Anrechnung von Überstunden geprüft werden; diese werden nicht berücksichtigt.
Eine Absenkung der Klassenfrequenzen ist dann nicht notwendig, wenn ausreichend Personal eingesetzt wird.
Das Beispiel englischer Schulen beweist, daß selbst bei einer Klassenfrequenz von 31 Schülern guter Unterricht möglich ist, wenn der Personalschlüssel und das Engagement der Lehrkräfte stimmt.
Unstrittig als vordringliche Aufgabe ist die Qualität des Unterrichts an Schulen in sozial schwachen Gebieten zu erhöhen und die Quote von Schülern mit einem Abschluß zu steigern; speziell bei den Migrantenkindern. Für die Vernetzung der Schule mit regionalen Institutionen und Unternehmen muß verstärkt geworben werden - als Beispiel sind die Projekte in Wilhelmsburg zu nennen.
Andere Massnahmen sind: die Intensivierung der frühkindlichen Diagnostik und Förderung (im wesentlichen Sprachförderung und Bewegungsförderung, d.h. Bewegungsunterricht), Ausbau und Verbesserung der Erzieherausbildung, verpflichtende Einbindung von Eltern in die Erziehungs- und Lernarbeit (dazu bildet das Programm "Family Literacy "gute Voraussetzung) und Stärkung der Lehrerrolle (Lehrer haben praktisch keine Möglichkeit, Störungen im Unterricht mit Ordnungsmaßnahmen zu begegnen).
Für noch offene Fragen können Sie auch die Bürgerschaftskandidatin, die für die Schulpolitik fachlich zuständig ist, Frau Canehl kontakten. Ich kandidiere nur für die Bezirksversammlung, die keinen Einfluß auf die Schulpolitik hat.
Mit freundlichen Grüßen
Karl-Wilhelm Koch