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Jutta Paulus
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Frage von Christoph T. •

Warum gibt die EU einen Reference Intake für Zucker von 90 g an?

Verschiedene Studien aus z.B. USA/UK legen nahe, dass ein durchschnittlicher Erwachsener nicht mehr als 25-50 g Zucker pro Tag zu sich nehmen sollte. Intrinsischer Zucker in Obst wird hierbei separat betrachtet, da er weniger schädlich ist. Die Reference-Intake-Vorgaben der EU stehen mit exorbitanten 90 g im Widerspruch dazu. Laut Nährwerttabelle wäre es nicht ungesund, anderthalb Tafeln Schokolade pro Tag zu essen.

Wieso hält die EU immer noch an diesen Grenzwerten fest? Gibt es Bestrebungen, diese neu bewerten zu lassen, und wie wird die Unabhängigkeit dieser Empfehlungen sichergestellt? Setzen Sie sich dafür ein, dem angloamerikanischen Vorbild zu folgen und intrinsische Zucker nicht mehr in den RI-Grenzwerten zu berücksichtigen?

Dürfen wir bald auch auf weitere Informationspflichten für Lebensmittelhersteller hoffen, wie z.B. Portionsgrößen für alle Produkte, Angaben zu Transfetten, Vitaminen u.ä., Nachhaltigkeitsinfos oder Nährwertangaben im Restaurant?

Danke für Ihre Arbeit!

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Vielen Dank für Ihre Anfrage. Wie Sie richtig feststellen, legt die EU einen Referenzwert für Zucker von 90 Gramm pro Tag als Teil ihrer allgemeinen Ernährungsrichtlinien fest. Der Referenzwert soll den Verbraucher*innen helfen, bewusste Ernährungsentscheidungen zu treffen und dient sowohl als Standard für die Kennzeichnung, der es den Verbraucher*innen ermöglicht, verschiedene Lebensmittel zu vergleichen und ihren Beitrag zu ihrer täglichen Zuckeraufnahme zu verstehen.

Der Referenzwert von 90 Gramm beruht auf einer Kombination aus wissenschaftlichen Erkenntnissen, unter anderem der der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), und praktischen Überlegungen. Er entspricht der maximalen täglichen Aufnahme von Zucker - einschließlich natürlich vorkommenden Zuckers und zugesetzten Zuckers -, die als mit einer gesunden Ernährung für einen durchschnittlichen Erwachsenen mit einem täglichen Energiebedarf von etwa 2.000 Kalorien (kcal) vereinbar angesehen wird.

Es gibt jedoch Debatten über die Höhe und die Definierung des Referenzwertes. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wäre die Angabe des freien Zuckers anstelle des Gesamtzuckers sinnvoller. Die EU bezieht sich auf „Gesamtzucker“, d. h. alle in der Ernährung enthaltenen Zucker, einschließlich der in Obst, Gemüse und Milch natürlich vorkommenden Zucker. Die WHO spricht von „freien Zuckern“, d. h. von Zuckern, die Lebensmitteln und Getränken zugesetzt werden, sowie von Zuckern, die von Natur aus in Honig und Sirup sowie in Frucht- und Gemüsesäften und -konzentraten enthalten sind. Außerdem rät die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu maximal 10 % der täglichen Kalorienzufuhr in Form von freiem Zucker. Dies entspricht - je nach Land, Alter, Geschlecht und Ernährungsrichtlinien für die tägliche Kalorienzufuhr - etwa 50 Gramm freiem Zucker pro Tag: https://www.who.int/publications/i/item/9789241549028

Was feststeht ist, dass selbst kleine Mengen Zucker gesundheitsschädlich sein können, wie ein im Februar 2022 veröffentlichter Bericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zeigt. Das Expertengremium stellte fest, dass „keine sichere Obergrenze für freien Zucker festgelegt werden kann“. Laut EFSA sollte die Aufnahme von zugesetztem und freiem Zucker so gering wie möglich sein, denn das Risiko zahlreicher Gesundheitsprobleme, wie Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, steigt mit zunehmendem Zuckerkonsum: https://www.efsa.europa.eu/en/news/added-and-free-sugars-should-be-low-possible

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