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Julia Klöckner
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Frage von Jörn F. •

Frage an Julia Klöckner von Jörn F. bezüglich Kultur

Heute las ich in der SZ einen Bericht, das Sie eine Initiative zum "sprachlichen Verbraucherschutz" gestartet haben. Ich persönlich finde die ein wichtiges Thema, da ich in der Tat der Meinung bin, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht, da ich häufig das Gefühl habe, man verenglischt die deutsche Sprache einfach obwohl es mindestens ebenbürtige deutsche Ausdrücke gibt. Wo habe ich die Möglichkeit, diese Initiative zu unterstützen?
Ich möchte kurz anmerken, dass ich nicht generell gegen englische Ausdrücke bin, wenn die deutsche Sprache keinen Ausruck für etwas bietet oder man etwas nur umständlich umschreiben kann, "gender mainstreaming" gehört für mich z. B. dazu.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Fuchs,

haben Sie vielen Dank für Ihre Anmerkungen zum sprachlichen Verbraucherschutz. Sicherlich gibt es auch Ausdrücke, die nur schwer ins Deutsche zu übersetzen sind oder die sich bereits eingedeutscht haben wie beispielsweise Make up. Dagegen ist nichts einzuwenden. Denn: Sprache entwickelt sich durch die, die sie sprechen. Und niemand muss auf ein geläufiges Fremdwort verzichten. Sprachfundamentalismus ist auch kein Zeichen von Weltoffenheit. Aber es ist ein Zeichen von mangelndem kulturellem Selbstverständnis, wenn wir ohne Not, englische Wörter übernehmen oder sie gar erst kreieren: Der Schalter wird zum Counter, das Geschäft zum Shop, die Botschaft zu Massage. Weniger unnötige Anglizismen sind besser als mehr. Denn sie sind ein Ärgernis für viele, die schlicht nicht verstehen, was gemeint ist. Es kann aber nicht sein, dass Vieles ausschließlich in Englisch beschriftet und beworben wird! Wenn die Deutsche Bahn von ihren Kunden verlangt, zum "Call a Bike Point" zu gehen oder "Car sharing" zu nutzen, dann ist das ausgrenzend. Denn Tatsache ist, dass 30 Prozent der Deutschen keine Fremdsprache beherrschen. So sind auch unverständliche Gebrauchsanleitungen vor allem mit Blick auf die Sicherheit technischer Geräte ein Risiko. Wer nicht weiß, was die Wörter auf dem Bügeleisen bedeuten, der kann es auch nicht sicher anwenden. Wer mit dem Hinweis "Don´t cover it" auf einem Heizgerät nichts anfangen kann, der legt vielleicht doch eine Wolldecke drauf. Hier brauchen wir mehr "sprachlichen Verbraucherschutz"!

Wir wollen kein neues Gesetz, aber ich finde, wir sollten uns an den Franzosen ein Beispiel nehmen, die auf ihre sprachliche Identität stärker achten als wir es tun. Bund und Länder müssen mit gutem Beispiel vorangehen und in Gesetzestexten, Werbekampagnen und der Kommunikation mit Bürgern eine klare und verständliche Sprache verwenden. Und dort, wo der Staat Anteilseigner ist, muss er Einfluss auf die Sprachklarheit nehmen. Bei Beschilderungen oder Leitsystemen sollte er nicht nur an internationales Publikum, sondern auch an die Menschen im eigenen Land denken. Weniger ist die Rechtslage das Problem, sondern die Rechtsdurchsetzung. Gebrauchsanleitungen oder Verpackungshinweise müssen schon jetzt leicht verständlich und in deutscher Sprache verfasst sein. Nur wird bei Verstößen selten jemand aktiv. Sensibilität für die Sprache heißt das Gebot!

Wenn Sie sich engagieren möchten, können Sie sich beispielsweise an den Verein Deutsche Sprache wenden, der der Anglisierung der Deutschen Sprache entgegentritt und sich für die Deutsche Sprache einsetzt.

Herzliche Grüße,
Julia Klöckner

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