Haben Sie eine Berechnung, wie viele Impfungen durch eine Impfpflicht gewonnen und wieviele und welche Impfschäden damit wahrscheinlich werden?
Sehr geehrte Frau V.,
vielen Dank für Ihre Frage bezüglich einer möglichen Impfpflicht gegen das SARS-CoV2-Virus und ihrer Auswirkungen. Gerne nehme ich im Folgenden dazu Stellung.
Einleitend erlaube ich mir die grundsätzliche Bemerkung, dass wichtigster Bestandteil einer erfolgreichen Pandemiebekämpfung meines Erachtens ist, dass sich möglichst viele Menschen gegen das Virus impfen lassen. Durch die flächendeckende Verabreichung von Impfungen wird eine relevante Bevölkerungsimmunität in kurzer Zeit ausgebildet und eine funktionsbeeinträchtigende Überlastung unseres Gesundheitssystems kann verhindert werden. Doch auch für jeden Einzelnen ist eine vollständige Impfung der sicherste Weg, um einen Schutz vor dem Virus zu erreichen.
Die Impfquote beträgt gegenwärtig 74,4 Prozent der Gesamtbevölkerung und mindestens 54,3 Prozent haben zusätzlich eine Auffrischungsimpfung erhalten (Stand: 06.02.2022). Diese Quote ist für eine nachhaltige Pandemiebekämpfung nach wissenschaftlichen Einschätzungen leider noch nicht ausreichend. Eine allgemeine Impfpflicht würde viele der noch unentschlossenen Menschen davon überzeugen, sich impfen zu lassen. Dabei lässt sich naturgemäß nicht exakt prognostizieren, wie hoch und schnell die Impfquote im Falle ihrer Einführung steigen würde. Allerdings bin ich der Überzeugung, dass entscheidender Faktor insoweit die konkrete gesetzliche Ausgestaltung der Impfpflicht wäre. Deshalb habe ich bereits in der Orientierungsdebatte dafür plädiert, dass der Deutsche Bundestag – nach einem intensiven und alle relevanten Gesichtspunkte berücksichtigenden Gesetzgebungsverfahren – ein Vorrats-Gesetz verabschiedet, dass eine Impfpflicht noch nicht unmittelbar einführen muss, aber die entsprechenden Regelungen schafft, die bei Bedarf schnell durch den Bundestag aktiviert werden könnten.
Zu den von Ihnen angesprochenen Impfkomplikationen: Zwar sind solche – wie bei jeder Impfung – nicht gänzlich auszuschließen. Allerdings ist das Risiko einer schwerwiegenden unerwünschten Arzneimittelwirkung nach einer COVID-19-Impfung sehr gering. Nach dem am 23.12.2021 veröffentlichten Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) liegt das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen bei gerade einmal 0,02 Prozent (vgl. https://www.pei.de/DE/newsroom/dossier/coronavirus/sicherheitsbericht-covid-19-impfstoffe-aktuell.html). Grundlage dieser Berechnung sind die 123.347.849 Impfungen, die nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bis zum 30.11.2021 vorgenommen worden waren.
Da Nebenwirkungen in der Regel in einem engen zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung auftreten, sind auch Langzeit-Nebenwirkungen sehr unwahrscheinlich und bei den zugelassenen Corona-Impfstoffen nicht zu erwarten. Nichtsdestotrotz werden die Impfstoffe aber auch nach ihrer Zulassung weiterhin überwacht, sodass weitere Erkenntnisse zur Langzeitsicherheit gewonnen werden können.
Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Günter Krings