Frage an Günter Krings von Die Klasse 8b -. bezüglich Bildung und Erziehung
Wir haben uns im Politikunterricht der Klasse 8b der Bischöflichen Marienschule Mönchengladbach ausführlich mit dem politischen System beschäftigt, nach dem es in Mönchengladbach so viele Absagen von Schülern und Schülerinnen für die Gesamtschulen gibt, haben wir folgende Frage an Sie:
Wie soll dadrauf politisch reagiert werden?
Wir danken Ihnen im Vorraus für Ihre Bemühungen
Mit freundlichen Grüßen
Die Klasse 8b der BMS Mönchengladbach
Seit einigen Jahren gibt es in Mönchengladbach deutlich mehr Anmeldungen für die Gesamtschulen, als wirklich Plätze in den Schulen zur Verfügung stehen. Der erste Gedanke könnte nun sein: Eine, wenn nicht gar mehrere, neue Gesamtschulen seien nötig. Schaut man sich die Zahlen landesweit in Nordrhein-Westfalen an, relativiert sich dieser Eindruck aber sehr schnell: Bei 167 Gesamtschulen in NRW sind die Anmeldungen höher als die maximale Aufnahmekapazität. Trotz dieser Überhänge hat es in den vergangenen fünf Jahren im Land nur eine Neugründung einer öffentlichen Gesamtschule gegeben – dies ist übrigens in Mönchengladbach-Neuwerk gewesen. Dort wurde das Gymnasium Neuwerk in eine Gesamtschule umgewandelt. Festzustellen bleibt also zunächst, dass dieses Thema nicht nur Mönchengladbach, sondern alle NRW-Städte betrifft.
Gegen die Einrichtung neuer Gesamtschulen sprechen vor allem zwei Gründe: Die Schulpolitik muss natürlich die demographische Entwicklung beachten. Es wird in einigen Jahren deutlich weniger Kinder geben, als bisher. In der 4. Grundschulklasse werden 2009 rund 22.000 Schüler weniger sein (- 11,5%) als heute. Bis zum Jahr 2018 rechnet die NRW-Schulministerin Barbara Sommer in ihrem Bericht an den NRW-Landtag vom März 2007 mit einem weiteren Rückgang von 44.000 Kindern auf dann 148.000 Schüler in der vierten Grundschul-Klasse. Wer also heute neue Schulen baut, muss damit rechnen, dass sie in einigen Jahren leer stehen. Gerade angesichts der hohen Verschuldung in den Kassen der Städte und des Landes müssen wir aber auf eine nachhaltige Investitions-Politik achten.
Der zweite wichtige Grund ist in der grundsätzlichen Struktur der Gesamtschule zu sehen: Ein wesentliches Merkmal der Gesamtschule ist eine Leistungsmischung der Schülerschaft, die auch die Voraussetzung für eine gymnasiale Oberstufe ist. Konkret heißt das: Jeweils ein Drittel der Schüler soll eine Empfehlung für das Gymnasium, die Realschule und die Hauptschule haben. Die Schulpolitiker sprechen hier von „Leistungsheterogenität“. Schon heute können aber viele Gesamtschulen diese Anforderung nur schwer erfüllen (In Mönchengladbach schaffen das dauerhaft nur zwei der fünf bestehenden Gesamtschulen). Die meisten Kinder mit einer Empfehlung für das Gymnasium gehen auch wirklich auf das Gymnasium. Auf den Gesamtschulen werden daher überdurchschnittlich viele Schüler unterrichtet, die einen Haupt- oder Realschulabschluss erreichen wollen. Dies führt dann zu Problemen bei der Einrichtung der Oberstufe an den Gesamtschulen, weil dann zu wenig Schüler vorhanden sind, die hier ihr Abitur machen wollen.
Meines Erachtens hat Mönchengladbach ein sehr gutes Bildungsangebot mit den unterschiedlichsten Schulformen. Eltern und Kinder sollten auch nicht vergessen, dass ja durchaus auch ein Haupt- oder Realschüler im Laufe der Sekundarstufe 1 noch die Schulform wechseln kann. So ist es möglich, dass nach der 10. Realschulklasse Schüler auf das Gymnasium wechseln und dort auch erfolgreich ihr Abitur machen können.