Frage an Günter Krings von Victor M. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Dr. Günter Krings,
Ich sitzte bei uns Im Gymnasium in sieben Fachkonferenzen und habe einen kleinen Bruder in der fünften Klasse, der folgerichtig unter das Bildungssystem von G8 fällt.
Durch die Beratungen in den Konferenzen und durch das, was ich durch meinen Bruder feststelle, lässt sich bemerken, dass G8 keineswegs zum Wohle der Jugend und auch nicht zum Wohle der Lehrer ist.
Durch die verkürzte Schulzeit leiden nicht nur Freizeit und Platz zur freien Entfaltung der Persönlichkeit, nein sondern auch inhaltliche Stoffe leiden stark unter der verkürzten Schulzeit.
Das wohl für mich schlimmste Beispiel zur Bestätigung dessen ist, dass zum Beispiel in dem Fach Mathematik nurnoch der reine Pythagoras gelehrt werden soll. Höhensatz, Kathetensatz, und vorallem die Strahlensätze sind somit im Curicullum nichtmehr vorgesehen.
Da aber gerade der Strahlensatz im späterem Leben noch oft Verwendung findet, halte ich G8 für einen groben Angriff auf die Bildung.
Leider bietet der Lehrplan keinerlei Möglichkeiten diese Sätze mit einzugliedern, da schlichtweg die Zeit nicht vorhanden ist.
Das Fach Mathematik ist leider kein Einzelfall, jedes Fach leidet unter diesem Problem.
Schüler sind unter noch größerem Druck, müssen mehr Stoff in kürzerer Zeit lernen. Auch Lehrer werden zunehmst demutivierter, da die Schüler diese unglaubliche Fülle an Informationen einfach nichtmehr verarbeiten können, und somit immer öfter in der Schule versagen.
Durch die Kommunikation zwischen den verschiedenen Schülervertretungen der Stadt lässt sich auch feststellen, dass das an unserer Schule keineswegs ein Einzelfall ist.
G8 ist gerade heraus gesagt vom Grund auf schlecht für alle, die daran beteiligt sind.
Nun ein paar Fragen an Sie:
-Wie stehen Sie zum Thema G8 ?
-Gibt es eine Möglichkeit Ihrerseits etwas wegen G8 zu unternehmen?
-An wen könnte ich mich noch wenden wegen der Problematik G8?
Ich danke Ihnen für Ihr Engagement und Ihr Vertrauen,
Victor Mays
Sehr geehrter Herr Mays,
vielen Dank für Ihre Nachricht, in der Sie die Schulzeitverkürzung „G8“ thematisieren.
Die Verkürzung des gymnasialen Bildungsgangs wurde in Nordrhein-Westfalen mit breiter Zustimmung der Parteien sowie der Eltern- und Lehrerverbände im Jahre 2004 beschlossen. Seitdem arbeiten Schulen und Landesregierung mit Nachdruck daran, die festgelegten Veränderungen in den Schulalltag zu integrieren. NRW ist damit dem Vorbild vieler anderer Bundesländer und der Mehrzahl der Nachbarstaaten gefolgt, wo sich eine solche verkürzte Schulzeit zum Teil seit Jahrzehnten bewährt hat.
Es wurden neue Kernlehrpläne entwickelt, Unterrichtshilfen für die Lehrer bereitgestellt, neue Schulbücher auf die veränderte Lage abgestimmt und vor allem zusätzliche Lehrkräfte für den personellen Mehrbedarf eingestellt. Die Schulzeitverkürzung bedeutet eben nicht nur ein Jahr weniger Schule, sondern auch eine Neustrukturierung des Schulalltags und ein Umdenken bei der Unterrichtsgestaltung. Sicherlich war und ist die Umsetzung der Neuerungen mit Anfangsschwierigkeiten verbunden. Die Schulzeitverkürzung ist für alle Beteiligten, für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte ein fortwährender Lernprozess. Dass die Umstellung auf einen auf acht Jahre angelegten Bildungsgang dennoch der richtige Weg ist, zeigen uns die erfolgreichen Beispiele aus den anderen Bundesländern.
In Ihrer Nachricht bemängeln Sie vor allem die inhaltlichen Veränderungen im Lehrplan für das achtjährige Gymnasium. Für die Sekundarstufe I des Gymnasiums wurden die curricularen Vorgaben überarbeitet und entsprechend an die Schulzeitverkürzung angepasst. Frühere Dopplungen des Unterrichtsstoffes in der Mittel- und Oberstufe konnten beseitigt werden. Im Sinne der Kompetenzorientierung wurden verbindliche Vorgaben auf den Kernbereich begrenzt. Die neuen Kernlehrpläne enthalten somit keine umfangreichen inhaltlichen Vorgaben, sondern konzentrieren sich als Lehrgrundlage auf das Wesentliche. Der Lehrplan sieht darüber hinaus 10 bis 12 zusätzliche Stunden als Ergänzungsstunden vor, über deren Verwendung jede Schule eigenverantwortlich entscheiden kann. Die freie Gestaltung der Ergänzungsstunden ermöglicht eine Vertiefung oder auch Ergänzung des Kernunterrichts sowie eine gezielte individuelle Förderung. Entgegen Ihrer Vermutung, dass Schüler immer häufiger in der Schule versagen, ist die Anzahl nicht versetzter Schüler in der Sekundarstufe I des Gymnasiums in den letzten sieben Jahren deutlich gesunken.
Auf der Homepage des Ministeriums für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (www.schulministerium.nrw.de) finden Sie umfangreiches Informationsmaterial zur Schulzeitverkürzung. Dort werden Ihnen ebenfalls die Ansprechpartner für Anregungen und Kritik genannt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Günter Krings