Frage an Gisela Manderla von Reinald K. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Manderla,
halten sie die Argumente und Motivation, mit denen Harry J. Anslinger die Cannabisprohibition in den USA (1937) und der UNO (1961) begründet hat heute noch für valide? Das deutsche BtMG begründet sich im Bezug auf Cannabis immer noch auf diesen Vorlagen.
Vielen Dank,
R. K.
Sehr geehrter Herr K.,
Die aktuelle Forschung zeigt, dass ein regelmäßiger und häufiger Cannabiskonsum die Hirnleistung und insbesondere das Gedächtnis verschlechtern kann. Abhängig vom Konsumverhalten zeigen sich zum Teil erhebliche Beeinträchtigungen bei der Lern- und Erinnerungsleistung, aber auch negative Auswirkungen auf andere kognitive Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit und Denkleistung. Cannabis ist ein Risikofaktor für schwere psychische Erkrankungen. Am deutlichsten ausgeprägt ist das erhöhte Krankheitsrisiko bei Psychosen. Cannabiskonsumenten erkranken in der Regel rund 2,7 Jahre früher an der psychotischen Störung und haben einen ungünstigeren Krankheitsverlauf. Unter Cannabis treten häufiger zum ersten Mal manisch-depressive Symptome auf, wie sie bei bipolaren Störungen beobachtet werden. Das Risiko hierfür ist dreimal so hoch wie bei Nichtkonsumenten. Cannabis erhöht das Risiko für Angststörungen und Depressionen. Ein chronischer Cannabiskonsum erhöht das Risiko für Atemwegserkrankungen. Während das Risiko für Lungenkrebs oder Tumore im Kopf-Hals-Bereich dagegen nicht erhöht zu sein scheint, besteht allerdings ein signifikanter Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und dem Auftreten von Hodenkrebs bei jüngeren Männern, insbesondere für Mischtumore des Hodens (sogenannte NichtSeminome). Cannabiskonsum während der Schwangerschaft kann Risiken für Mutter und Kind bergen. Während die Schwangeren selbst ein erhöhtes Risiko für Anämien (Blutarmut) haben können, steigt durch den Cannabiskonsum die Gefahr für Entwicklungsstörungen des Fötus. Die Kinder kommen dann mit einem geringeren Geburtsgewicht zur Welt und sind öfter auf intensivmedizinische Maßnahmen angewiesen.
Auch die psychosozialen Folgen von Cannabis sind nicht zu unterschätzen. Statistisch gesehen, brechen Menschen, die häufig Cannabis konsumieren, öfter die Schule ab, besuchen seltener eine Universität und haben seltener akademische Abschlüsse als ihre nicht konsumierenden Altersgenossen. Der geringere Bildungserfolg zeigt sich vor allem, wenn Jugendliche über Jahre hinweg viel Cannabis konsumieren und schon vor dem 15. Lebensjahr damit begonnen haben.
Den einzigen belastbaren Zahlen zufolge (aus Kanada), hat sich im ersten Quartal nach der Legalisierung die Zahl der Erstkonsumenten fast verdoppelt. Dies widerspricht dem Argument, dass eine Liberalisierung nicht zu einem erhöhten Konsum führt.
Demnach gibt es auch heute weiterhin gute und triftige Gründe, dass Cannabis verboten bleiben sollte.
Ich hoffe, ich konnte Ihre Frage beantworten.
Mit freundlichen Grüßen
Gisela Manderla MdB