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Bärbel Bas
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Frage von Carsten L. •

Frage an Bärbel Bas von Carsten L. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Bas,

Sie sagen, "...seit Mitte der 1980er Jahre gibt es länderübergreifende Statistiken zur Überlebenszeit der Organe....", die Sie Ihrer Aussage ".Organspenden retten Leben. Davon bin ich überzeugt." zugrundegelegt haben https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/barbel-bas/question/2019-03-17/311739 . Transplantationen aus meinem persönlichen Umfeld bestätigen diese Aussage nicht.

Können Sie eine Url oder eine Quellenbezeichnung dieser "länderübergreifenden Statistiken" nennen, so daß sich die Wähler von deren Aussagegehalt selbst überzeugen können und an der Meinungsbildung Pro Contra Organspende auch informiert teilnehmen können?

Sie beschreiben einen Vorgang (Transplantion) mit den wesentlichen Bestandteilen (Organe von Menschen) nüchtern als lebensrettend, unerwähnt bleibt, dass für diesen Vorgang ein lebender Mensch nicht nur sterben musste, sondern im Sterbeprozess auf einem Metalltisch zerteilt wurde. Ein Mensch kann - vielleicht - ein wenig länger leben, mit mehr oder weniger grossen Einschränkungen seiner Lebensqualität, wenn ein anderer Mensch bei lebendigem Körper, weil hirntoddiagnostiziert, zerteilt wird.

Für Mukoviszidose-Patienten wird eine Lungentransplantation gerne als lebensrettend diagnostiziert und als Therapieform empfohlen. Viel unblutiger und ganz ohne Bedarf an Organen anderer Menschen, die erst noch sterben müssen, wäre es, ganz einfach bessere Versorgungseinrichtungen https://www.sueddeutsche.de/bayern/medizin-anhoerung-angekuendigt-1.4347657 und damit eine bessere Versorgungssituation und damit Lebensqualität und Lebenszeit für diese Patienten bereitzustellen.

Werden Sie sich genauso fordernd und engagiert für diese therapeutischen Versorgungseinrichtungen z.B. durch eine Gesetzesinitiative im Parlament einsetzen, wie Sie sich für die Explantation von lebenden menschlichen Körpern als Therapieform einsetzen?

8000 Menschen stehen in Deutschland als Mukoviszidose-Patienten auf der "Warteliste".

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr L.,

am 24. Februar 2015 hat der Deutsche Ethikrat seine Stellungnahme "Hirntod und Entscheidung zur Organspende" veröffentlicht. Die Stellungnahme sowie weitere Informationen dazu finden Sie unter: https://www.ethikrat.org/pressekonferenzen/veroeffentlichung-der-stellungnahme-hirntod-und-entscheidung-zur-organspende . In dieser Stellungnahme vertritt der Deutsche Ethikrat die Auffassung, dass am Hirntod als Voraussetzung für eine postmortale Organentnahme festzuhalten ist. Die Mehrheit des Deutschen Ethikrates ist der Auffassung, dass der Hirntod ein sicheres Todeszeichen ist. Die Spende lebenswichtiger Organe ist nur zulässig, wenn der Tod des möglichen Organspenders festgestellt ist.

Ich weiß, dass die Frage der Organspende ethische Fragen berührt. Auch für mich ist der Hirntod ein sicheres Zeichen für den Tod eines Menschen. Ich lese aus Ihrer Frage, dass Sie dies anders sehen. Die Entscheidung, ob man seine Organe im Todesfall spenden möchte, ist daher jedem selbst überlassen. Das steht für mich außer Frage. Was ich allerdings nicht akzeptieren kann, ist die Aussage, für eine Transplantation müsste ein lebender Mensch sterben. Organe werden Menschen entnommen, deren Tod festgestellt wurde und die vor Ihrem Tod zugestimmt haben, dass ihnen nach dem Tod Organe entnommen werden dürfen. Ich weise daher auch Ihre Aussage, ich würde mich für die "Explantation von lebenden menschlichen Körpern als Therapieform" einsetzen, zurück.

Natürlich ist eine Transplantation nicht bei allen Mukoviszidose-Patienten angezeigt. Deswegen stehen auch die im von Ihnen verlinkten Artikel der Süddeutschen Zeitung angegeben bundesweit gut 8000 Menschen, die unter Mukoviszidose leiden, nicht alle auf der Warteliste.

Eine bessere medizinische Versorgung hat dazu geführt, dass Mukoviszidose-Patienten mittlerweile deutlich länger leben. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Erkrankten liegt heute bei etwa 40 Jahren. An diesen Fortschritt der Therapie hat sich das Versorgungssystem noch nicht ausreichend angepasst. Darauf weist der Artikel zu Recht hin. Die ambulanten Therapiemöglichkeiten für Kinder sind wesentlich besser als die für Erwachsene. Viele Patientinnen und Patienten wurden daher auch mit Erreichen des Erwachsenenalters in sogenannten Sozialpädiatrischen Zentren behandelt – die sind aber eigentlich nur für Kinder da. Grund für diese Ausnahmeregelung sind noch fehlende Strukturen in der Erwachsenenmedizin. Ende 2016 wurden krankheitsspezifische bundesweit einheitliche Regelungen zur Behandlung der Mukoviszidose beschlossen. Damit steht für die ambulante medizinische Versorgung eine Auswahl an Regelungen zur Verfügung, die es ermöglicht, vor Ort eine bedarfsgerechte Versorgung durchzuführen. Eine Versorgung allein durch die Sozialpädiatrischen Zentren ist – gerade mit Blick auf die steigenden Zahlen erwachsener Patientinnen und Patienten – nicht realisierbar und sinnvoll. Die Beteiligten vor Ort müssen nun auf Grundlage der bundesrechtlichen Regelungen entsprechende Verträge zur Versorgung abschließen bzw. bestehende anpassen. Die Übergangszeit gilt für drei Jahre. Zudem können Krankenhäuser Zuschläge für besondere Aufgaben, insbesondere bei seltenen Erkrankungen, vereinbaren. Im Koalitionsvertrag haben wir zudem vereinbart Zentren zur Behandlung von seltenen Erkrankungen wie der Mukoviszidose weiter zu stärken.

Eine Organspende ist dann angezeigt, wenn andere Therapien keine Alternative mehr sind. Dies gilt auch für Mukoviszidose-Patienten. Für solche Menschen kann eine Transplantation lebensrettend sein. Die Zahlen zur Überlebensrate von Lungentransplantierten finden Sie z. B. in den Ergebnissen der Studie der Internationalen Gesellschaft für Herz- und Lungentransplantation (ISHLT) unter https://www.jhltonline.org/article/S1053-2498(16)30309-6/fulltext#s0035 . Für Herztransplantationen finden Sie die Zahlen z. B. in der Studie "Long-term outcome following heart transplantation: current perspective", die Sie unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4387387/ finden können.

Mit freundlichen Grüßen
Bärbel Bas

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