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Bärbel Bas
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Frage von Barbara U. •

Frage an Bärbel Bas von Barbara U. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Bas

Warum wollen Politiker Umweltschutz zu Lasten von Körperverletzung mit Todesfolge durchsetzen.
Als Pädagogin, die sich langjährig mit der Betreuung von Sprayern befasst, komme ich mir von Politikern „verladen“ vor.
Für Klimaanlagen in Pkws wurde das CO2 verboten und ein neues Mittel vorgeschrieben, was zwar klimafreundlicher ist, aber dafür hoch gefährlich; denn unter Einwirkung von Wärme u. Feuchtigkeit wandelt es sich zur Flusssäure um. Diese fluorhaltige Säure wird extrem schnell von der Haut resorbiert und eine Kleinstmenge verursacht schwere Verletzungen, die äußerlich kaum sichtbar sind, aber bis zu den Knochen Verätzungen ermöglichen können, die oft zum Tode führen.
Wie kann es sein, dass man einerseits für einen kleinen Schriftzug einen ganzen Bahnhofsbereich absperrt und andererseits mit dem Leben der Autofahrer dermaßen unbekümmert umgeht? Will man Sprayer kriminalisieren oder sind Autofahrer jetzt Versuchskaninchen?
Damit kein Missverständnis aufkommt, ich bin grundsätzlich gegen gesundheitsschädliche Substanzen, aber entsprechende Stellen hatten von mir das Datensicherheitsblatt erhalten, das die Jugendlichen zur Vermattung von Glas keine hoch giftigen Substanzen benutzen, so dass die Ermittlungen wegen Verbreitung von gefährlichen Giften eingestellt wurden, während die hohe Brisanz des neuen Kühlmittels bewiesen ist.
Gleiches gilt auch für die Gefahr bei den Castortransporten.
Beweis:
http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/rheinlandpfalz/rheinlandpfalz/Heute-im-TV-Gefaehrliche-Fracht-rollt-ohne-Vorwarnung-durch-die-Region;art806,2637811

http://www.umweltjournal.de/AfA_technik/15468.php

Barbara Uduwerella

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Uduwerella,

wenn ich Ihre Frage richtig verstanden habe, geht es Ihnen um die Chemikalien, mit denen die Klimaanlagen in Autos betrieben werden.

Klimaanlagen gehören heute zur Standardausrüstung von PKW. Kaum jemand möchte mehr auf gut gekühlte Auto-, Bus- oder Bahnfahrten verzichten. Der Rat der Klimawissenschaftler, IPCC, der die Vereinten Nationen berät, schätzt, dass weltweit nicht nur die Anzahl der Fahrzeuge signifikant steigen wird, sondern vor allem die Anzahl der Fahrzeuge, die mit einer Klimaanlage ausgestattet sind. Jedoch entweicht aus den Fahrzeugen permanent Kältemittel in die Umwelt und schädigt die Atmosphäre. Nach Berechnungen des IPCC werden allein im Jahr 2015 schädliche Kältemittel im Umfang von mindestens 270 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten aus Klimaanlagen in die Atmosphäre gelangen und den Klimawandel verstärken. Es besteht somit dringender Handlungsbedarf. Das bisher durchgängig verwendete Tetrafluorethan – R134a – ist 1400-mal schädlicher als CO2 und daher ab Anfang 2011 nicht mehr zulässig. Die Frage bleibt aber, durch welches Kältemittel R134a ersetzt werden soll.

Als Alternative für R134a war nach meinem Wissen ursprünglich die Kühlung durch CO2 angedacht. Auch der VDA verkündete 2007, dass die deutsche Autoindustrie in Zukunft auf CO2 setzen würde. CO2 ist billig, ungiftig und nicht brennbar. Der Nachteil der serienreifen CO2-Technik ist, dass für die Übergangszeit die Werkstätten verschiedene Anlagensysteme warten müssten. Alternativ steht dazu das von Ihnen kritisierte Kältemittel R1234yf zur Verfügung. Es ist in der Tat nicht einzusehen, warum es das Kältemittel R1234yf in Deutschland geben soll, wenn auch Kohlendioxid als Kältemittel eingesetzt werden könnte. Die Risiken sind deutlich geringer. „Chemie statt sauberer Kältetechnik“ – mit dieser Überschrift brachte es die „Auto Bild“ am 10. Juni 2010 gut auf den Punkt, als bekannt wurde, dass 1234yf verwendet werden soll.

Das Umweltbundesamt, UBA, hat die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, BAM, im Oktober 2009 beauftragt, Messungen zum Brandverhalten des Kältemittels 1234yf im Vergleich mit dem bisher eingesetzten Kältemittel R134a durchzuführen. Dabei wurden die Versuche so ausgewählt, dass sie der Anwendung dieses Stoffes in PKW-Klimaanlagen möglichst nahe kommen. In ihrem Abschlussbericht verweist die BAM darauf, dass im Falle eines Einsatzes von 1234yf eine umfassende Gefahrenanalyse erforderlich ist und viele Maßnahmen zur Vorsorge getroffen werden müssen, zum Beispiel konsequente Abschirmung heißer Oberfläche im Motorraum, Einbau eines automatischen Löschsystems im Motorraum, Maßnahmen, die eine Einleitung von Fluorwasserstoff in den Passagierraum im Gefahrenfall unmöglich machen, Maßnahmen zur Vermeidung der Funkenbildung auch im Falle eines Unfalls, unter anderem die Abschaltung der Stromzufuhr sowie die Information von Rettungskräften. Dieser Bericht wirft einige Fragen auf.

Als Oppositionsabgeordnete interessierte es daher auch mich, ob der Bundesregierung aktuelle Daten vorliegen, ob und wie die Fahrzeughersteller ab 1. Januar 2011 Vorsorgemaßnahmen getroffen haben. Welche Vorkehrungen wird die Bundesregierung treffen, damit die Empfehlungen der BAM berücksichtigt werden? Interessant wäre aber auch, zu wissen, ob der Bundesregierung aktuelle Daten zum Stand der Technik für den Ersatz des Kältemittels R134a durch CO2 oder 1234yf in Fahrzeug-Klimaanlagen vorliegen, oder ob der Bundesregierung Daten der deutschen Fahrzeughersteller vorliegen, welche Fahrzeugtypen als Erste mit einem neuen Kältemittel ausgestattet werden.

Zwar kann man argumentieren, dass die entsprechende EU-Richtlinie für Emissionen aus Klimaanlagen in Kraftfahrzeugen nur einen Rahmen vorgibt und die Industrie sich für eine Lösung innerhalb dieses Rahmens entscheiden kann. Meine SPD-Bundestagsfraktion hat die Autoindustrie jedoch aufgefordert, die Untersuchungen der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung bei ihren Entscheidungen zu berücksichtigen. Genauso sollte die bisher geleistete Forschungs- und Entwicklungsarbeit deutscher Kältemittelhersteller berücksichtigt werden.

Um alle Aspekte des Themas anzusprechen: Neben der Frage der Wahl des Kältemittels ist es wichtig, die bisherigen Klimaanlagensysteme zu optimieren, damit der Energieverbrauch und die daraus resultierenden Emissionen deutlich sinken. Auch sollte durch verbesserte Komponenten und Werkstoffe die Anlagendichtheit erhöht werden, damit wir auch im Bereich der Kältemittel eine Lösung finden, die dem Klimaschutz dient und die Umwelttechnologien voranbringt.

Mit freundlichen Grüßen

Bärbel Bas

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