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Angelika Niebler
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Frage von Tobias S. •

Frage an Angelika Niebler von Tobias S. bezüglich Frauen

Sehr geehrte Frau Niebler,

wo sehen Sie die Gleichstellung der Frau noch nicht erreicht?
Besonders würde mich interessieren, welche Daten, Berichte und Informationsquellen Sie hierzu nutzen und welchen Bewertungsmaßstab Sie anlegen.
Es würde mich darauf aufbauend auch ihre BEGRÜNDUNG interessieren, warum Sie der Ansicht sind, dass Frauen noch benachteiligt wären. Was ist Ihr Maßstab, um eine Diskriminierung festzustellen, oder wie müsste ein Zustand aussehen den Sie als Gleichstellung definieren würden?

Meine Frage zielt also nicht auf eine oberflächliche Aufzählung von Propagandavokabeln, sondern eine fundierte Begründung warum Sie in einem bestimmten Bereich eine Diskriminierung von Frauen sehen.
Z.B. schreiben selbst die Statistischen Ämter, dass die Einkommensunterschiede NICHT aufgrund von individueller Diskriminierung bestehen. (Wie ich gerade feststelle veröffentlicht das Statistische Bundesamt leider keine Erläuterungen mehr zu seinen Statistiken, wie früher. Man darf spekulieren wieso… Aber selbst auf der Propagandaseite der EU wird zugegeben, dass die Einkommensdifferenz nicht aufgrund einer individuellen Diskriminierung entsteht. http://ec.europa.eu/social/main.jsp?catId=682&langId=en 7.4.2009)

Welche Maßnahmen schlagen Sie in den Bereichen vor, in denen Sie noch Benachteiligungen von Frauen sehen?

Sehen Sie auch eine Diskriminierung von Jungen und Männern in der EU?
Wenn ja welche und was schlagen Sie zur Bekämpfung dieser Missstände vor?

Mit freundlichen Grüßen
Tobias Stricker

PS: Wieso gibt es einen Ausschuss für Frauenrechte, aber keinen für Männerrechte? Haben Männer keine Rechte???

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Sehr geehrter Herr Stricker,

haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage über www.abgeordnetenwatch.de. Gerne nehme ich zu Ihrer Frage Stellung, warum ich denke, dass eine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau noch nicht erreicht ist. Ich werde dabei versuchen, auf „Propagandavokabeln“, wie Sie es nennen, zu verzichten:

In 2005 waren 50 Prozent der Hochschulabsolventen in Deutschland Frauen. Unter den Promovierten sind es dann schon nur 40 Prozent und unter den Professoren dann lediglich 14,2 Prozent.

In den Managementetagen der Unternehmen sind in Deutschland nur ganze 24,% Prozent Frauen vertreten. In Deutschland gab es 2004 neben 685 Männern sogar nur vier Frauen in den Vorständen der 100 größten Unternehmen.

Nur 30 Prozent der Abgeordneten des Europäischen Parlaments sind Frauen. Im Bundestag sind es mit 32 Prozent nur 2 Prozentpunkte mehr.

Auf der „anderen Seite“ sieht es nicht besser aus: Jungen sind oft schlechter in der Schule als Mädchen. Sie haben viel mehr Probleme, gerade in der Pubertät, sich in (oft weiblich geprägten) Schulen einzugliedern.

Nur 14 Prozent der Krankenpfleger sind Männer. Kindergärtner gibt es sogar nur magere 3 Prozent in Deutschland.

Nur 15 Prozent der Väter nehmen den ihnen zustehenden Elternurlaub von mindestens 2 Monaten wahr. Eine Kinderzeit von einem Jahr nehmen nur verschwindende 8 Prozent der Väter, die Elternurlaub beantragen war.

Sie sehen, weder in den „typisch männlichen“ noch in den „typisch weiblichen“ Domänen ist die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern angekommen.

Was die unterschiedliche Bezahlung von Mann und Frau angeht, gebe ich Ihnen Recht: Männer und Frauen mit gleichem Ausbildungstand verdienen in der Regel am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn ähnlich. Wenn Kinder kommen, sind es allerdings meist die Frauen, die ihren Job entweder ganz aufgeben oder zumindest einige Jahre aussetzten, um danach oftmals nur Teilzeit zu arbeiten. Selbstverständlich machen dann Frauen oft nicht die Karrieresprünge, die ihre männlichen Kollegen machen können und verdienen somit weniger.

Nun muss selbstverständlich jede Familie für sich entscheiden, welchen Lebensentwurf sie wählt. Wichtig ist aus meiner Sicht nur, dass Entscheidungen, die eine Familie für sich trifft, gesellschaftlich akzeptiert werden. Das heißt, dass weder die Frau als Rabenmutter bezeichnet wird, wenn sie Vollzeit arbeiten möchte, noch dass der Mann als Weichei tituliert wird, weil er sich hauptberuflich um seine Kinder kümmern will.

Vielleicht ist noch erwähnenswert, dass Berufe, in denen überwiegend Frauen tätig sind, wie etwa Friseurin oder Krankenschwester schlechter bezahlt werden, als "typisch männliche" Berufe wie Mechaniker oder Elektroninstallateur.

Dennoch, langsam aber sicher erobern Frauen "Männerdomänen" in Vorstandsetagen, auf Baustellen oder in wissenschaftlichen Labors; Zwar noch etwas langsamer, aber stetig mit steigender Zahl, lernt auch so mancher Mann die Spielplätze und "Schwesternzimmer" dieses Landes kennen.

Bei diesem Prozess kann die Politik durch "Vätermonate" oder verstärkte Förderung von Männern in Sozialberufen nur die Leitplanken setzten. Aus meiner Sicht, geht es hauptsächlich um die gesellschaftliche Akzeptanz und die kann nur aus der Mitte der Gesellschaft kommen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen meinen Standpunkt näher bringen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Angelika Niebler, MdEP

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