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Alexander Bonde
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Frage von Rainer B. •

Frage an Alexander Bonde von Rainer B. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Bonte,
da wird also jetzt die Einführung von Benzin E10 vorbereitet, und Sie werden in einer Abstimmung dazu gefragt werden ...
Haben Sie sich oder hat sich überhaupt irgendein Mandatsträger mit dem technischen Problem befasst ? Verlassen Sie sich auf die Vorlagen ?
Haben Sie mal die klassische Frage gestellt : "cui bono" ?
Der - arg strapazierten - Umwelt kann es nicht nützen ... Mehrverbrauch bei sämtlichen Motoren, die nicht schon von der Gesamtkonzeption darauf optimiert sind, ist vorprogrammiert.
Der "Sprit" wird (noch) teurer werden ... der hoch subventionierte - und immer noch nicht konkurrenzfähige - Agrar-Alkohol muss ja schließlich weg (die Mineralölkonzerne müssen ihn kaufen); die Marge der Raffinerien sinkt (das muss durch "Preisanpassungen" ausgeglichen werden).
Cui bono ?
Dem "Staat", dem unersättlichen Wesen !
Denn mit höheren Preisen an der Tankstelle steigt AUTOMATISCH das Steueraufkommen !
Sehr schön !
Sie sind doch ein Abgeordneter für meinen Wahlkreis.
Stimmen Sie für diesen ökologisch-ökonomischen Irrsinn ?
Müssen "die Bürger" (und DIE sind auf das Auto ANGEWIESEN !) auch mit solchem absoluten Unsinn NOCH WEITER belastet werden ?

Danke.
Herzliche Grüße

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Baden,

bitte entschuldigen Sie die lange Reaktionszeit auf Ihre Frage. Die detailliert Rücksprache mit den zuständigen Fachabgeordneten sowie die Anzahl ihrer Fragen ließen leider keine schnellere Antwort zu. Im Folgenden werde ich versuchen, auf Ihre verschiedenen Anmerkungen und Fragen jeweils kurz separat einzugehen.

„Da wird also jetzt die Einführung von Benzin E10 vorbereitet, und Sie werden in einer Abstimmung dazu gefragt werden ...Haben Sie sich oder hat sich überhaupt irgendein Mandatsträger mit dem technischen Problem befasst ?“
Die Einführung von E10 wurde über Jahre von einer DIN Arbeitsgruppe intensiv vorbereitet, so dass schließlich die technischen Anforderungen an E10 in der neu gefassten DIN 51626-1festgelegt wurden. Damit auch Fahrzeuge weiter in Deutschland tanken können, die nicht mit E10 fahren können, muss jede Tankstelle, die E10 anbietet, auch eine Bestandsschutzsorte führen. Diese Regelung gilt bis 2013 und wird voraussichtlich verlängert.

„Verlassen Sie sich auf die Vorlagen ?Haben Sie mal die klassische Frage gestellt : "cui bono" ? Der - arg strapazierten - Umwelt kann es nicht nützen ...“
Aktuell werden durch E10 aus Deutschland ca. 5-8% weniger Treibhausgasemissionen verursacht als durch fossilen Kraftstoff.

Die Hersteller von Bioethanol haben in den vergangenen Monaten ihre Produktionsprozesse überprüft, um die Vorgaben der neuen Nachhaltigkeitsverordnung zu erfüllen, die ab dem kommenden Jahr gilt. Dabei haben sie festgestellt, dass das von ihnen hergestellte Ethanol – je nach Hersteller – 50-80 Prozent weniger Treibhausgase emittieren als fossiler Kraftstoff. Gemessen wurde der gesamte Produktionsprozess des Ethanols, d.h. vom Ackerbau für die Rohstoffe bis zur Verbrennung im Motor. Folglich werden bei einer Beimischung von 10 Prozent Ethanol zum Ottokraftstoff zwischen 5-8% weniger Treibhausgase emittiert.

Darüberhinaus vermeiden Biokraftstoffe negative Umweltwirkungen auf Boden, Luft und Gewässer, wie sie bei der Förderung von fossilem Öl massiv auftreten - die Katastrophe im Golf von Mexiko ist nur ein Stichwort.

Durch die Biokraftstoffindustrie wurden in Deutschland Arbeitsplätze geschaffen. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums haben 2008 etwa 25.000 Menschen in der Biokraftstoffbranche gearbeitet [allerdings Größtenteils in der Biodiesel- nicht in der Bioethanolproduktion] die Mehrzahl in der Produktion von Biodiesel, die hierzulande deutlich größer als die Bioethanolherstellung ist.
Damit wurden besonders ländliche Regionen gefördert, die sonst häufig strukturschwach sind.

Biokraftstoffe wie Ethanol ersetzen das teuerste und damit häufig das schmutzigste Öl, so genanntes Marginal Oil. So werden Tiefsee-Bohrungen und die Gewinnung von Kraftstoffen aus Ölsanden verhindert, was sich positiv auf die Umwelt und auf das Klima auswirkt.

„Mehrverbrauch bei sämtlichen Motoren, die nicht schon von der Gesamtkonzeption darauf optimiert sind, ist vorprogrammiert.“
Bioethanol hat einen um 35 Prozent geringeren Energiegehalt als fossiler Kraftstoff, so dass der rechnerische Mehrverbrauch bei E10 bei etwa drei Prozent liegt. Ob der Mehrverbrauch tatsächlich so hoch liegt, hängt aber auch von anderen Faktoren wie dem Streckenprofil und dem Fahrzeugmotor ab. In der Praxis wird dieser geringe Mehrverbrauch wegen der größeren Schwankungsbreite dieser anderen Einflussfaktoren nicht messbar sein. Insbesondere die Fahrweise des einzelnen KFZ-Nutzers kann zu einem Mehrverbrauch von 10-20% führen!

"Der "Sprit" wird (noch) teurer werden ... der hoch subventionierte - und immer noch nicht konkurrenzfähige - Agrar-Alkohol muss ja schließlich weg (die Mineralölkonzerne müssen ihn kaufen); die Marge der Raffinerien sinkt (das muss durch "Preisanpassungen" ausgeglichen werden).“
Bioethanol erhält keine direkten Subventionen, und je nach Marktlage ist nur ein geringer oder gar kein Aufpreis zu Ottokraftstoff zu zahlen. Die Höhe der Tankstellenpreise wird durch die Mineralölkonzerne bestimmt. Wie hoch die Preise für E10 ab dem kommenden Jahr tatsächlich sein werden, lässt sich also nur vermuten. Allerdings erscheint eine Anhebung aus folgenden Gründen sachlich nicht gerechtfertigt bzw. unwahrscheinlich:
- die Mineralölindustrie hat ein Interesse daran, E10 als Standardsorte für Ottokraftstoff zu führen, um den gesetzlich vorgeschriebenen Anteil an Biokraftstoffen am gesamten Kraftstoffverbrauch zu erreichen. Das spricht dafür, dass sie E10 vergleichsweise günstig anbieten dürfte.
- Beispiel Super: E10 ist ein sehr hochwertiger Kraftstoff, der bei Verwendung des bisherigen fossilen Grundkraftstoffs eine höhere Oktanzahl erreicht als fossiles Superbenzin. Für Super ist aber nur eine Oktanzahl von 95 ROZ vorgeschrieben. Deshalb können die Mineralölkonzerne für E10 einen weniger hochwertigen fossilen Kraftstoff benutzen, der kostengünstiger ist. Deshalb ist eine Preissteigerung hier nicht gerechtfertigt.