Hallo Herr Schneiders, gerade als "Humanist" würde mich Ihre Einstellung zum Thema Tierrechte interessieren?!

Hallo Frau B.,
vielen Dank für Ihre Frage!
Für zukünftige Fragenstellende: Gerne könnt ihr mich auch per Du ansprechen.
Tierrechte liegen mir sehr am Herzen. Ich lebe seit fast acht Jahren flexitarisch, verzichte weitgehend auf Fleisch und habe meinen Tiermilchkonsum durch Soja- und Haferprodukte ersetzt. Eier esse ich noch gelegentlich (ca. 10 pro Monat) – ausschließlich in Bio-Qualität aus Freilandhaltung. Käse fällt mir noch schwer, da mich die aktuellen Alternativen geschmacklich nicht überzeugen. Trotzdem finde ich wichtig: jeder Mensch sollte frei über seinen Konsum entscheiden können. Aber diese Wahl darf nicht durch staatliche Subventionen verzerrt werden z.B. indem Milchprodukte künstlich vergünstigt, pflanzliche Alternativen aber benachteiligt werden.
Als Partei fordern wir, dass alle Nutz- und Haustiere leidfrei gehalten werden sollen. Das deutsche Tierschutzgesetz ist dafür in seiner jetzigen Form ungeeignet: Es legt eher fest, wie Tiere unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten schlechtestens behandelt werden dürfen, anstatt ihr Wohl in den Mittelpunkt zu stellen. Auch Kontrollen sind oft völlig unzureichend. Dabei sind Tierschutz und Klimaschutz eng verbunden: die industrielle Tierhaltung ist eine der größten Quellen von Methanemissionen und befeuert die Klimakrise. Ein Umdenken würde nicht nur das Leid von Tieren verringern, kann uns auch dabei helfen unsere Umwelt zu retten.
Ich wünsche mir eine internationale Debatte darüber, wie wir die globale Lebensmittelversorgung nachhaltiger, tierfreundlicher und trotzdem gesund und vielfältig gestalten können. Leider geschieht das aktuell kaum, stattdessen dominieren kurzfristige wirtschaftliche Interessen.
Dabei geht es um mehr als Klimaschutz. Humanismus bedeutet auch Verantwortung für Schwächere. Ein ethischer Umgang mit Tieren sollte selbstverständlich sein. Die Liste der durch den Menschen ausgerotteten Arten ist lang und wir müssen unsere Rolle in diesem Prozess anerkennen und ändern.
Ein weiteres Problem: Das deutsche Tierschutzgesetz basiert auf völlig überholten Annahmen. Es stammt aus einer Zeit, in der man Tiere für rein instinktgesteuerte Organismen hielt, die keine Emotionen oder Bewusstsein besitzen. Doch die Wissenschaft zeigt längst das Gegenteil: Tiere haben Charakter, Stimmungen und individuelle Persönlichkeiten. Sie empfinden Freude, Angst und sogar Trauer. Das gilt nicht nur für Schweine, Kühe, Primaten oder Delfine, sondern auch für Vögel, Fische und viele andere Arten.
Diese Erkenntnisse müssen sich endlich in unserer Gesetzgebung widerspiegeln. Ein modernes Tierschutzgesetz darf nicht nur wirtschaftliche Interessen berücksichtigen, sondern muss wissenschaftliche Fakten anerkennen: Tiere sind fühlende Wesen und so sollten wir sie auch behandeln.
Ich freue mich über den Austausch zu diesem wichtigen Thema!
Beste Grüße
Caspar Schneiders